Von Michael Knauer
BMW-Chef Oliver Zipse hat sich ein schönes Bild ausgedacht, um für die Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnik bei Fahrzeugen zu werben. „Haben Sie schon mal versucht, zu lange auf einem Bein zu stehen? Das ist eine gefährliche Sache“, erklärte er jüngst. Das Argument lautet schlichtweg: Eine sichere und verlässliche Mobilität auf der Straße – und übrigens auch auf der Schiene – erfordert nicht nur ein Standbein, sondern viele.
Die Gegner des Brennstoffzellenantriebs führen als Hauptargument an, dass die Effizienz dieses Antriebs massiv unter der Effizienz eines Batterie-Antriebes bleibt. Das stimmt natürlich und schon der frühere VW-Chef Herbert Diess rechnete gerne vor, dass ein H2-Fahrzeug dreimal mehr (grünen) Strom verbraucht als ein vergleichbares Batterie-Auto.
Doch das ist nur die akademische Sicht auf die Effizienz. Tatsächlich kann in Regionen mit viel Wind und Sonne – etwa an der Küste der Ost- und Nordsee, offshore oder seit kurzem auch in Chile – grüner Wasserstoff sehr günstig produziert werden. Vielfach kann grün erzeugter Strom gar nicht genutzt werden, weil Stromleitungen fehlen und Speichermöglichkeiten. Hier ist Wasserstoff eine ideale Ergänzung im Ökosystem „Zero Emission.“ Die EU plant nicht ohne guten Grund einen „grünen Korridor“, um von Algerien und Marokko aus grün produzierten Wasserstoff nach Europa zu bringen.
Ein wesentliches Argument für das Brennstoffzellenfahrzeug ist die Tatsache, dass eine Wasserstoff-Kreislaufwirtschaft ohnehin notwendig und sinnvoll ist, sie wird auch ohne Anwendungen im Mobilitätssektor kommen. Grüner Wasserstoff hat das Potenzial, zahlreiche Industriesektoren dem Fernziel CO2-Neutralität näher zu bringen, etwa die Stahlbranche, die Zementindustrie und viele Prozesse in der Chemieindustrie.
Schließlich blenden die Kritiker der Wasserstoff-Fahrzeuge gerne aus, dass mit Hilfe von H2 wichtige Verkehrsträger in die Lage versetzt werden können, ihren CO2-Ausstoß markant zu verringern, für die eine Batterie-Lösung aus Kosten-, Gewichts- und Ladegründen nahezu ausgeschlossen ist. Das sind Flugzeuge, Lokomotiven, Schiffe und natürlich besonders große, schwere Fahrzeuge wie Busse, Lastwagen, Baumaschinen und Landmaschinen.
In den hochindustrialisierten Ländern wird auch gerne vergessen, wie viele Regionen und Länder auf der Welt noch Lichtjahre entfernt sind von einer flächendeckenden Lade-Infrastruktur für Batterie-Autos. Überall dort könnten Brennstoffzellen-Antriebe einen wertvollen Beitrag zu grüner Mobilität leisten.
Unter dem Strich sind Brennstoffzellenfahrzeuge eine sinnvolle Ergänzung in einer mobilen Welt, die künftig gewiss vom Batteriefahrzeug dominiert werden wird.