Der Chef der Volkswagen-Luxusmarke Bentley, Adrian Hallmark, hat indes vor den Folgen eines ungeregelten Brexits gewarnt. Im schlimmsten Fall könne sich der EU-Austritt ohne ein Abkommen "ziemlich schädlich" auf den Jahresgewinn auswirken, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Auch die Investitionsmöglichkeiten könnten dann beschränkt werden.
Auch Hallmark sprach von einer Aufstockung der Lagerbestände – damit habe man sogar schon begonnen. Zudem könnte die Produktion an zusätzlichen Tagen ausgesetzt werden. Jaguar Land Rover, der größte Hersteller im Königreich, hatte schon zuvor vor einer möglichen jährlichen Belastung in Höhe von umgerechnet knapp 1,4 Milliarden Euro gewarnt. Medienberichten zufolge steht dem Hersteller ein großes Sparprogramm bevor. 5000 Stellen sind demnach in Gefahr.
Klar ist: Die Trennung wird für Unternehmen dies- und jenseits des Kanals mit Kosten verbunden sein – und ist es schon jetzt. So lange die Beziehung zwischen Großbritannien und der EU nach dem Austritt nicht abschließend geklärt ist, lässt sich jedoch kaum Verlässliches prognostizieren.
"Deutsche Hersteller mit einer Fabrik in Großbritannien etwa wären bei einem harten Austritt doppelt gekniffen", sagte Axel Schmidt, Autoexperte bei der Beratungsfirma Accenture, dem "manager magazin": "Erstens, weil sie Exportprobleme in die EU haben würden. Zweitens, weil sich der Import von Teilen verteuern dürfte – auch durch den Verfall des britischen Pfunds."
Sollte Großbritannien nach der Übergangszeit bis 2020 aus der Zollunion ausscheiden und bis dahin kein neues Abkommen vereinbart worden sein, würden im Handel die Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) gelten. Diese sehen für Autos Zölle von rund zehn Prozent und für Fahrzeugteile von 4,5 Prozent vor.
Im Jahr 2017 schrumpften die Neuzulassungen auf dem zweitgrößten Pkw-Markt der EU bereits um 5,7 Prozent auf 2,5 Millionen Fahrzeuge. Die Wirtschaftsprüfung Deloitte geht davon aus, dass der Absatz in Großbritannien bei einem harten Brexit im Jahr des Austritts um 550.000 Fahrzeuge einbrechen würde. Dadurch gerieten in der deutschen Automobilindustrie demnach etwa 18.000 Arbeitsplätze in Gefahr.
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