Stell Dir vor, es gibt einen neuen Clio, und keiner sieht's.
Das ist die Herausforderung, vor die Renault jetzt die werte Kundschaft stellt. Denn wenn die Franzosen im Herbst gegen Neuheiten wie den Opel Corsa oder den Peugeot 208 zu Preisen knapp unter 13.000 Euro die fünfte Generation ihres Kleinwagens ins Rennen schicken, könnte man das vorschnell für ein Facelift halten, so wenig hat sich am Design geändert.
Doch man muss Laurens van den Acker die Strategie der kleinen Schritte nachsehen. Denn erstens war der Clio schon bislang einer der schönsten Kleinwagen auf dem Markt, und zweitens haben die Kunden das Design auch zuletzt noch als Kaufgrund Nummer eins genannt – und die Absatzkurve damit weiter in die Höhe getrieben. Und drittens ist der Clio seit jeher das meistverkaufte Modell der Marke. Da ist Evolution allemal besser als Revolution.
Außerdem muss man ja nur einsteigen, und der vorschnelle Eindruck korrigiert sich von selbst: Denn während der Chefdesigner außen nur den Charakter geschärft, die Motorhaube etwas stärker gewölbt und die Konturen der jetzt serienmäßig mit LED-Technik bestückten Scheinwerfer nachgezogen hat, betritt man innen eine völlig neue Welt.
Der Clio ist trotz seiner um knappe zwei Zentimeter auf 4,05 Meter geschrumpften Länge nicht nur geräumiger geworden, bietet drei Zentimeter mehr Kniefreiheit im Fond und den mit einem VDA-Wert von 340 und selbst ermittelten 391 Litern angeblich größten Kofferraum seiner Klasse; er hat vor allem bei der Wertigkeit dramatisch zugelegt. Wo man bislang auf eine triste Plastikwüste schauen musste, schweift das Auge jetzt über mehr weich hinterschäumte und soft lackierte Oberflächen als bei Audi & Co.