Als Nikola-Chef Mark Russell gemeinsam mit Iveco-Chef Gerrit Marx vor wenigen Wochen in Ulm die Produktion für den rein elektrischen Nikola Tre eröffnete, da schwang in der Rede durchaus Stolz mit."Wir wollten es im Tempo eines Start-up schaffen, und das ist uns gelungen", sagte er bei der Eröffnungsfeier. Die hochmoderne Fabrik des Joint Ventures zwischen Nikola und Iveco wurde in nur 18 Monaten hochgezogen. Noch in diesem Jahr sollen die ersten elektrischen Lkw zu Kunden in den USA ausgeliefert werden. Der Nikola Tre schafft mit einer Stromladung eine Reichweite von bis zu 560 Kilometern und ist innerhalb von zwei Stunden wieder zu 80 Prozent aufgeladen.
Der Produktionsstart in Ulm ist umso bemerkenswerter, da lange Zeit nur wenig gute Nachrichten von Nikola zu hören waren. So musste der Gründer des Start-ups, Trevor Milton, im vergangenen Jahr wegen Betrugsvorwürfen seinen Posten an der Spitze des Unternehmens abgeben. Milton hatte seine Rivalität mit Elon Musk immer wieder öffentlich inszeniert und Tesla beispielsweise wegen des ähnlichen Designs des Semi-Trucks verklagt. Wie sein Kontrahent sparte auch er nicht mit vollmundigen Ankündigen zu den Leistungsdaten der Fahrzeuge. Kurz nach dem Börsengang im Juli 2020 warfen Anleger Milton vor, es bei bei den Angaben zu seinen Produkten nicht allzu genau genommen zu haben. Zwar hatten die klagenden Hedgefonds ein Interesse an fallenden Kursen. Doch die Frage bleibt, wie sehr Milton den Kurs durch falsche Behauptungen in die Höhe getrieben hat. Dies müssen nun Gerichte klären.