Herr Hanel, welche Pläne verfolgt Kiekert in China?
Es ist unser erklärtes Ziel auch in China die Nummer eins zu werden. Wir werden in den nächsten Jahren unsere Präsenz in Asien nochmals deutlich erweitern.
Haben Sie bei den lokalen chinesischen Fahrzeugherstellern noch Nachholbedarf?
Wir sind auf dem asiatischen Markt schon sehr gut vertreten. Im Bereich Elektromobilität entwickelt sich da gerade sehr viel. Insgesamt sehen wir bei lokalen Anbietern noch deutliches Potenzial.
Ist für Sie die Elektromobilität in China der größte Treiber?
Die E-Mobilität ist für unser wachsendes Geschäft in China nur einer der Treiber. Der asiatische Markt ändert sich in Bezug auf die Ansprüche der Kunden. Der Trend geht in Richtung Elektrifizierung. Auch beim autonomen Fahren muss es andere Zugangssysteme geben. Das erwarten insbesondere die sehr technikaffinen asiatischen Kunden von uns.
Welche Akzente wollen Sie in Ihrer neuen CEO-Rolle setzen?
Ich begleite das Unternehmen seit dem Jahr 2006 in verschiedenen Funktionen. Ich habe bei Kiekert die gesamte Entwicklung von einem lokal operierenden zu einem global operierenden Unternehmen miterlebt. Die zunehmende Unternehmenskomplexität ist eines der Themen, mit denen wir uns intensiv auseinandersetzen. Auf der einen Seite wollen wir zwar weiterwachsen, auf der anderen Seite möchten wir aber auch agil sein wie ein kleines mittelständisches Unternehmen.
Wie sehen Sie die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens?
Wir haben natürlich einen Vorteil gegenüber Unternehmen, die sich mit dem Verbrennungsmotor oder der Dieseltechnologie beschäftigen. Denn unsere Schlösser werden auch in Elektrofahrzeugen und autonom fahrenden Autos gebraucht. Solche Lösungen werden wahrscheinlich etwas anders aussehen als heutige Schließsysteme, aber wir sind zuversichtlich, dass wir mit unseren Entwicklungen auch künftig eine bedeutende Rolle in diesem Bereich spielen.
Wie sollten solche Schlösser künftig aussehen?
Beim Thema Elektromobilität stellen wir fest, dass die Kunden auch an anderen Öffnungsmechanismen interessiert sind. Das Stichwort heißt E-Schloss, bei dem man das Schloss nicht über eine Mechanik auslöst, sondern beispielsweise über eine erweiterte Sensorik. Im Gespräch mit Endkunden registrieren wird, dass diejenigen, die eine Affinität zu E-Fahrzeugen haben auch eine große Affinität zu anderen Zugangssystemen haben.
Planen Sie für die Elektromobilität einen eigenen Geschäftsbereich zu gründen?
Es ist noch zu früh, dazu eine Aussage zu treffen. Ich halte es aber nicht für ausgeschlossen.
Wie wollen Sie Ihr Portfolio erweitern?
Wir werden mit Sicherheit künftig keine Tür komplett ausstatten. Wir bewegen uns gezielt rund um unser Kerngeschäft und schauen, was es da noch für Möglichkeiten gibt. Wir beschäftigen uns mit den Dingen rund um das Fahrzeug, die sich bewegen lassen. Wir haben im Portfolio bereits eine Aktuatorenfamilie mit Produkten um beispielsweise einen Handschuhfachdeckel zu öffnen oder um eine Kopfstütze zu entriegeln. Da beschäftigen wir uns damit, diesen Antrieben mehr Kraft zu verleihen.
Im Jahr 2017 hat Kiekert einen Umsatz von 830 Millionen Euro erreicht. Welchen Umsatz erwarten Sie für 2018?
Wir rechnen mit einem Umsatzplus von sechs bis sieben Prozent. In den nächsten Monaten wollen wir aber den Grundstein dafür legen, dass wir in den kommenden Jahren größere Zuwächse schaffen als wir in den vergangenen Jahren erreicht haben. Für uns ist es wichtig, dass wir ein profitables Wachstum haben. Größe als Selbstzweck verfolgen wir nicht. Ich träume nicht von der Umsatzmilliarde.
Meinen Sie nur organisches Wachstum oder denken Sie auch über Zukäufe nach?
Ja, wir denken auch über Zukäufe nach.
Will Kiekert auch außerhalb des Automotivebereichs aktiv werden?
Ganz klar nein. Wir bleiben auf absehbare Zeit ein Automobilzulieferer.
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