Wie es sich mit dem Moia-Sammeltaxi fährt

Moia ist erst seit wenigen Wochen mit seinen Sammeltaxis in Hamburg unterwegs. Schon jetzt gehören die dunklen Autos des Volkswagen Shuttle-Services zum täglichen Anblick in der Hansestadt. Und schon bevor Moia seinen Betrieb in Hamburg überhaupt aufnahm, hagelte es Kritik von Taxiunternehmen.

Unabhängig von der möglichen Konkurrenz zu den Taxifahrern stellt sich die Frage: Braucht Hamburg den Service von Moia überhaupt?

In Hamburg haben diejenigen, die das eigene Auto stehenlassen möchten oder gar keines zur Verfügung haben, viele Möglichkeiten sich fortzubewegen. Neben Bus, U-Bahn und S-Bahn steht den Hamburgern auch das StadtRAD der Deutschen Bahn zur Verfügung. Zudem gibt es Carsharing-Dienste und Taxiunternehmen. Und seit kurzem eben auch Moia, dessen COO Robert Henrich vor einem knappen Jahr im Interview mit der Hannoverschen Allgemeinen (HAZ) betonte: "Wir wollen keine Taxis ersetzen."

Doch sehen die potenziellen Nutzer das genauso? Und wie ist es überhaupt, mit diesem Shuttle-Service zu fahren – der nicht ganz ÖPVN und nicht ganz Taxi, sondern irgendwas dazwischen sein will?

An einem Samstagabend rufe ich die Moia-App auf. Vom Hamburger Stadtzentrum St. Georg möchte ich in den Nordosten der Stadt fahren. Ich gebe meinen genauen Standort und mein Ziel ein. Moia fragt mich, für wie viele Passagiere ich buchen möchte und ob ich einen Kindersitz benötige. Im Anschluss kann ich die Zeit wählen, wann ich aufbrechen möchte und habe "jetzt", "5+ Min." und "10+ Min." zur Auswahl.

Ich möchte sofort aufbrechen, bestätige, dass ich die Fahrt verbindlich buchen möchte und bekomme angezeigt, wo sich die virtuelle Haltestelle befindet. Ganz einfach, ganz übersichtlich und ohne viel Schnickschnack. Da Moia aktuell noch einen vergünstigten Einstiegspreis anbietet, zahle ich mit meiner Begleitperson nur sieben Euro für die knapp zehn Kilometer weite Fahrt.

Die virtuelle Haltestelle ist nur wenige Fußschritte von mir entfernt, die App zeigt mir, wohin ich laufen muss. Ich muss zwischen einer Reihe parkender Autos hindurch an den Fahrbahnrand. Ob ich wirklich richtig stehe, weiß ich nicht genau. Zwar sagt mein Smartphone, dass dem so ist, allerdings stehe ich direkt hinter eine Kurve. Ob das Sammeltaxi mich wirklich an diesem Standort aufgabeln will?

In zwei Minuten soll das Moia-Fahrzeug kommen. Ich werde darüber informiert, dass es doch drei Minuten werden. Kein Problem, warte ich auf die U-Bahn, ist es mitunter ähnlich. Tatsächlich hält das Moia-Fahrzeug bald darauf in zweiter Spur kurz hinter der Kurve, die Türen öffnen sich automatisch, hinten im Fahrzeug sitzen bereits zwei Fahrgäste, die in dieselbe Straße gefahren werden möchten wie ich.

Ich lasse mich auf einem der Sitze nieder. Er ist bequem, aber nicht weiter spektakulär. Der Elektrokleinbus fährt los, es ist angenehm leise im Auto. Vor mir befindet sich ein Bildschirm, der mir die Stationen anzeigt, die in nächster Zeit angefahren werden. Zu Beginn wurde ich über eben diesen Bildschirm auf Englisch dazu aufgefordert, den Sicherheitsgurt zu schließen. Direkt am Platz kann ich mein Handy aufladen. Ansonsten mutet der Innenraum puristisch an.

In 20 Minuten sollen wir mein Ziel erreichen. Neben meinem Ankunftsort stehen meine Initialen geschrieben. Außerdem wird angezeigt, dass das Sammeltaxi im Anschluss noch zwei weitere Haltestellen in der Nähe anfahren wird. Die Route scheint gut gebucht zu sein.

Das habe ich auch schon auf meinem Hinweg festgestellt. "Sorry, unsere Bewegung ist gerade in vollem Gange. Alle Moias sind gerade ausgebucht." Ich solle es später noch einmal versuchen, legte mir die App nahe. Stattdessen nahm ich ein Taxi, denn ich hatte es eilig.

Die sieben Euro für die Fahrt habe ich bequem ohne Bargeld, einfach mit der in der App hinterlegten Kreditkarte zahlen können. Mit dem ÖPNV wären wir geringfügig günstiger unterwegs gewesen, hätten aber mindestens doppelt so lange für die Strecke gebraucht und zudem umsteigen müssen. Ein Taxi wäre sehr viel teurer gewesen, die unsichere Suche nach der Haltestelle wäre aber nicht nötig gewesen. Und dasEröffnungsangebot mit fünf Euro pro Einzelfahrt mit Moia gilt auch nur noch bis Mitte Mai. Danach werden die Preise angezogen.

Das Moia-Sammeltaxi zu rufen ist einfach, die App ist übersichtlich, die Bezahlung komfortabel. Es ist gut möglich, dass ich den Service erneut in Anspruch nehme.

Wenn ich wieder vor der Wahl stehe, ob ich ein Taxi oder Moia rufe oder mich anderweitig auf den Weg mache, wird neben dem Preis auch die schnelle Verfügbarkeit entscheiden. Gerade bei längeren Strecken, bei denen ich im ÖPNV umsteigen muss, hat das Sammeltaxi Vorteile. Kommt immer wieder der Hinweis, dass die Fahrzeuge gerade nicht verfügbar seien, wird das "normale" Taxi bestimmt wieder attraktiver. Diese kann ich außerdem auch langfristig vorbestellen, was gerade bei eng getakteten Terminen wichtig sein kann. Ansonsten lockt auch nach wie vor das eigene Auto oder eine der vielen anderen Möglichkeiten, die Hamburg bietet. Moia ist für mich eine gute Ergänzung.

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