Sie bauen Supersportwagen und wollen Zulieferer sein. Wo liegt die Zukunft von Rimac?
Wir denken darüber nach, die Firmen auch formal zu teilen. Auf der einen Seite die Hypercars, wo wir zeigen wollen, was technisch bei einem Elektroantrieb möglich ist. Dies werden immer Kleinserien unter hundert Exemplaren pro Jahr sein. Wir reden hier über 200 Millionen Euro Umsatz pro Jahr und eine gute Rendite. Aber das Auto ist auch ein Aushängeschild. Wenn so ein Modell in Genf steht und die Chefs von Audi, Mercedes oder Porsche sehen das, dann schafft das Aufmerksamkeit und Aufträge für das Geschäft mit Komponenten. In diesem Fall wollen wir großen Herstellern helfen, mit unseren Komponenten schneller auf Elektromobilität umzusteigen. Da reden wir auch von größeren Stückzahlen.
Wer sind Ihre Kunden?
Ich darf natürlich nur solche Projekte nennen, wo die Kunden uns die Erlaubnis erteilt haben. Aber wir haben schon für den Aston Martin Valkyre Batterie und Infotainment gemacht, für Koenigsegg die Batterie, für den Pininfarina Battista liefern wir den gesamten Antriebsstrang. Vor drei Jahren ist Porsche bei uns eingestiegen. Hier haben wir für einige Modelle den Auftrag für die Entwicklung und Produktion von Komponenten bekommen, genauer kann ich nicht werden. Auch für Hyundai und Kia machen wir den Antrieb für einen Elektrosportwagen und einen Brennstoffzellen-Hybrid.
Aber große Volumen für VW wären kaum möglich, oder?
Das macht im Moment keinen Sinn, da es bei großen Stückzahlen immer um Kosten geht. Da haben andere Zulieferer beispielsweise aus China sicher einen Vorteil. Wir sehen unser Geschäft hauptsächlich in hoch performanten Autos, wo die deutschen Hersteller stark sind. Wenn es darum geht, die größte Reichweite und Leistung bei geringstem Gewicht zu erreichen, kommen wir ins Spiel. Da reden wir auch über fünfstellige Stückzahlen.
Wo machen Sie mehr Umsatz?
Auf jeden Fall als Zulieferer. Die Supersportwagen haben einen begrenzten Markt, der für Komponenten ist viel größer. Deshalb planen wir den Ausbau unseres Unternehmens. Wir werden hier einen Campus errichten mit den Bereichen Forschung und Entwicklung, Testgelände, Verwaltung und Produktion. Das soll sehr offen sein, mit Kantine, Kindergarten, einem Tierarzt und einem Garten für den Anbau von Bio-Gemüse. Anfang 2023 wollen wir einziehen. Dann wird die Firma von derzeit 1000 auf 2500 Mitarbeiter gewachsen sein.
Woher kommt das Geld?
Wir haben inzwischen 140 Millionen Euro von Investoren wie Porsche oder Hyundai eingesammelt, was in der Autoindustrie sicher nicht viel ist. Derzeit befinden wir uns in der nächsten Finanzierungsrunde mit einem großen strategischen Investment, das in zwei bis drei Monaten abgeschlossen sein soll und nochmals 130 bis 150 Millionen Euro bringt. Hier steht mehr die Strategie im Vordergrund. Wir sind zwar profitabel, haben aber einen geringen Free Cashflow und hohe Investitionen. Ende des Jahres ist daher eine weitere Runde geplant.
Geht es bei der strategischen Entscheidung auch um Bugatti? Da sollen Sie ja Interesse haben.
Dazu kann ich im Moment leider nichts sagen.
Porsche ist an Rimac beteiligt. Wie gestaltet sich die Partnerschaft?
Wir lernen extrem viel von Porsche. Wer immer die Autoindustrie belächelt, hat keine Ahnung. Wie die aufgestellt sind, ist beeindruckend. Zum Beispiel hilft uns die Beratungstochter Porsche Consulting, unsere Prozesse zu optimieren. Das fühlt sich an, als wären wir so etwas wie ein kleiner Bruder von Porsche. Umgekehrt sind wir das Schnellboot, das vielleicht agiler ist und sich manchmal technologisch mehr zutraut. Und wenn wir uns gut entwickeln, hat Porsche als Anteilseigener natürlich auch was davon.
Sie werden in den Medien gerne als Elon Musk des Balkans bezeichnet. Wer kann Elektro besser?
Das lässt sich sicher nicht vergleichen. Er hat ja deutlich mehr Erfahrung und viel mehr erreicht. Ich habe riesigen Respekt vor Elon. Mit seinen Projekten in der Raumfahrt ist er eine große Inspiration. Wenn vor zehn Jahren ein deutscher Entwickler zu seinem Vorstand gesagt hätte, wir bauen ein siebensitziges Auto mit 17-Zoll-Touchscreen und einer Beschleunigung von unter drei Sekunden, dann wäre er vermutlich ausgelacht worden. Elon hat es einfach gemacht. Zehn Jahre später ist noch keiner außer Porsche nahe an Tesla dran. Aber ich habe ihn noch nicht persönlich kennen gelernt.
Hat die deutsche Autoindustrie noch die Chance, den Anschluss zu schaffen?
Bei der Elektromobilität sind sie gut aufgestellt. Dennoch haben sich die Muster kaum geändert. Zwar ist es heute vielleicht ein Umrichter, der von Bosch oder Conti kommt. Aber noch immer bestellen die OEMs Teile bei Zulieferern. Dann kauft der Endkunde ein Auto beim Vertrieb. Alle reden über Transformation, doch die große Revolution kommt erst, wenn es nur noch Mobilität für Nutzer gibt und keine Eigentümer mehr.
Wie sieht die aus?
Diese Dienste werden von Uber und Google betrieben, die Hunderttausende von Fahrzeugen für ihre Flotten bestellen. Aber denen ist es völlig egal, ob diese von Renault, Audi oder Skoda kommen. Das Geld wird dann mit der App verdient, aber nicht mehr mit dem Auto an sich. Da haben die Tech-Konzerne einen riesigen Vorteil. Und die deutschen Hersteller mit ihrer Geschichte, ihren Gewerkschaften und ihrer Größe haben einfach ein Problem, zehn Jahre vorauszudenken.
Sie waren lange in Deutschland. Haben Sie auch an eine Karriere bei einem deutschen Hersteller gedacht?
Das war immer mein Traum. Ich war immer ein Fan von BMW. Wenn ich die Gelegenheit gehabt hätte dort zu arbeiten, hätte ich das sofort gemacht und nie eine eigene Firma gegründet. Aber es hat sich nicht ergeben, weil wir nach Kroatien gegangen sind. Jetzt ist es für mich ein riesiger Ansporn, dass wir zur Entwicklung von Firmen wie Porsche beitragen können, vor denen ich einen riesigen Respekt habe.
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