Wie die Zulieferer Technologie-Nischen besetzen

Es ist nicht einfach, sich auf der IAA Nutzfahrzeuge Gehör zu verschaffen. Die großen Hersteller wie Daimler, die VW-Tochter Traton mit ihren Marken MAN und Scania oder Volvo zeigen in gigantischen Shows ihr breites Produktportfolio. Da wird auch gerne mal ein Hangar des Hannover Flughafens zur großen Bühne für Lkw, Busse und Transporter umgemodelt.

Im Schatten der Großen versuchen die mittelgroßen Zulieferer auf den Messeständen mit Innovationen zu überzeugen. Das müssen sie auch. Denn die Branche wandelt sich rasant. Elektrifizierung, Digitalisierung und Automatisierung halten Einzug in die Fahrzeuge.

Und zumindest gefühlt geht bei den Nutzfahrzeugen alles noch ein wenig schneller als bei den Pkw. Schließlich wollen die Kunden Innovationen vor allem dann schnell umgesetzt haben, wenn sie Kosten sparen und die Effizienz beim Einsatz der Fahrzeuge erhöhen.

Genau hier setzen auch die Zulieferer an. So entwickelt etwa der Mahle-Konzern mit Sitz in Stuttgart, verschiedene Module für das Thermomanagement und die Überwachung eines Brennstoffzellen-Antriebs für Lkw. Vor wenigen Tagen vermeldete das Unternehmen mit weltweit rund 78.000 Mitarbeitern einen lukrativen Auftrag. So wird Mahle für das amerikanische Start-up Nikola Kühlsysteme mit allen dazugehörigen Systemkomponenten entwickeln und produzieren.

„Unser Produktportfolio ist in den vergangenen Jahren enorm gewachsen, so können wir den Antriebsmix der Zukunft gestalten", sagt Mahle-Chef Jörg Stratmann in Hannover. Nikola will einen Langstrecken-Lkw mit großer Reichweite entwickeln und damit Tesla Konkurrenz machen. Auch Bosch ist bereits Partner der Firma und steuert Antriebssystem und das Brennstoffzellensystem bei.

Der Abgasspezialist Eberspächer stellt sich auf die immer schärferen Emissionsvorschriften für Nutzfahrzeuge ein und hält entsprechende Technologien für die Hersteller bereit. Dazu zählen beispielsweise ein Tunnelmischer zur Harnstoff-Wasser-Gemischaufbereitung oder das ovale Nutzfahrzeug-Canning zur optimierten Raumnutzung von Abgasanlagen.

Weil immer mehr Komponenten über das Bordnetz mit Strom versorgt werden müssen, hat das Unternehmen mit Sitz in Esslingen ein Universalkleinsteuergerät entwickelt. Die Einheit kann Funktionen wie die Beleuchtung oder die Hebebühne autark ansteuern. Auf der IAA stellt Eberspächer außerdem eine App vor, mit derStandklimaanlagen und -heizungen im Fahrzeug vernetzt werden können. Weil die Plattform offen konzipiert ist, lassen sich weitere Funktionen von Herstellern oder Flottenbetreibern integrieren.

Während Elektrofahrzeuge zwar weder CO2 noch Stickoxide produzieren, bleibt das Problem des Feinstaubs, der beispielsweise durch Reifen- oder Bremsabrieb entsteht. Der Filterspezialist Mann + Hummel will sich mit neu entwickelten Lösungen wie dem Bremsfeinstaubfilter positionieren. Dieser über der Bremsscheibe montierte Filter kann nach Angaben des Unternehmens bis zu 80 Prozent der Partikel sammeln.

Bereits im Feldversuch verschiedener Firmen wie dem Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland befindet sich der Feinstaubpartikelfilter, der die Luftbelastung vor allem in Ballungsräumen reduzieren soll. Er wird zum Beispiel auf dem Dach oder am Unterboden eines Fahrzeuges angebracht und reinigt dort die durchströmende Luft.Über Sensoren und eine Cloud können Daten über Luft, Wetter und Filtrationsleistung erfasst und analysiert werden.

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