Zwar hat Ola Källenius schon früh nach seiner Amtszeit die Notwendigkeit von Einsparmaßnahmen deutlich gemacht. "Mir ist wichtig, dass die Botschaft bei jeder Kollegin und jedem Kollegen ankommt: Mercedes ist auch eine Luxusmarke. Aber wir haben nicht den Luxus, sorglos mit Budgets umzugehen", warnte er schon im Frühjahr. Bisher sind waren dies aber eher kosmetische Korrekturen wie die Kürzung von Reisebudgets oder die Umstellung von 40-Stunden-Verträgen auf 35 Stunden.
Wenn die weltweiten Märkte tatsächlich wie befürchtet die nächsten fünf Jahre stagnieren, dann braucht es deutlichere Einschnitte, um die jährlichen Produktivitätssteigerungen auszugleichen. Diese dürfte Källenius am morgigen Kapitalmarkttag in London verkünden. Bereits durchgesickert ist, dass 1100 Führungsstellen gestrichen werden sollen. Weil das Unternehmen aber eine Beschäftigungssicherung bis 2029 abgeschlossen hat, wird dies nur über ein teures Abfindungsprogramm gehen.
Die Fokussierung auf Manager der Ebenen eins bis vier ist wohl in erster Linie zur Beschwichtigung des mächtigen Betriebsrats gedacht. In einem zweiten Schritt dürften auch bei den einfachen Bandarbeitern in den nächsten Jahren massiv Stellen verloren gehen. Dies ist schon allein deshalb der Fall, weil mit der Umstellung auf Elektromobilität deutlich weniger Mitarbeiter gebraucht werden. Je nach Studie gehen Experten davon aus, dass in Werken, die stark am Verbrenner hängen, nur einer von sieben Arbeitsplätzen übrig bleiben könnte.
Um hier gegenzusteuern, müsste das Unternehmen Arbeit hereinholen. Dass Källenius diesen Weg nicht ohne Widerstand gehen wird, zeigt sich beim harten Kampf um die Vergabe des elektrischen Antriebsstrangs. Während der Betriebsrat diese zentrale Komponente unbedingt im Werk Untertürkheim ansiedeln will, ist dies für Källenius nur bei deutlichen Zugeständnissen der Arbeitnehmer denkbar wie ein Verzicht auf anstehende Tariferhöhungen und individuelle Lohnsteigerungen. Er habe Verständnis dafür, wenn ein Werk um neue Technologien kämpfe, sagte er auf dem Automobilwoche Kongress in Berlin. "Aber nur aus Tradition diese Entscheidung zu treffen ist falsch." Um die Rendite aufrecht zu erhalten, gelte es, Kostenstrukturen zu verbessern.
Ein zweiter Schwerpunkt der Strategie dürfte bei der Reduzierung der Komplexität liegen. Källenius rechnet bis 2024 mit einer weiteren Zunahme von Varianten, da zu den bestehenden Verbrennungsmotoren auch Plug-In-Hybride und rein elektrische Modelle hinzukommen. Dies erzeugt weitere Möglichkeiten von Getriebekombinationen. Erst für die nachfolgende Generation von Fahrzeugen kann mit neuen Plattformen und reduzierten Motor- und Getriebevarianten eine deutliche Vereinfachung erreicht werden. Hier ergibt sich neben dem Personal das vermutlich größte Einsparpotenzial, wenn auch mit zeitlicher Verzögerung. Dazu werden man sich alles Segmente anschauen. So ist auch wahrscheinlich, dass Modelle wie E- oder S-Klasse Cabrio oder Coupé in Zukunft aus dem Portfolio fliegen.