Es ist noch gar nicht so lange her, da hatte der Daimler-Konzern ehrgeizige Pläne für seine Fertigungsstätten auf der ganzen Welt. "Die Werke in unserem weltweiten Produktionsnetzwerk sind hoch ausgelastet. Deshalb bauen wir unsere Kapazitäten marktnah weiter aus und gehen in Richtung drei Millionen Einheiten", sagte der damalige Mercedes-Produktionschef und heutige Daimler-Entwicklungschef Markus Schäfer der Automobilwoche am Rande des Genfer Automobilsalons im Jahr 2018. Gerade hatte Mercedes mit 2,3 Millionen verkauften Pkw und einem Plus von zehn Prozent ein weiteres Rekordjahr abgeschlossen.
Kein Wunder also, dass sich das Unternehmen auf eine lange Wachstumsphase einstellte. Fest eingeplant war zu diesem Zeitpunkt beispielsweise die Erweiterung des Kompaktwagenwerks im ungarischen Kecskemet, wo A-Klasse oder CLA vom Band laufen. Das neue Werk im mexikanischen Aguascalientes für die Limousine der A-Klasse stand kurz vor der Inbetriebnahme – und wenig später im Jahr reiste Ex-Daimler-Chef Dieter Zetsche zum französischen Präsidenten Emanuel Macron, um ihm persönlich die frohe Botschaft zu überbringen, dass im Werk Hambach neben dem Smart auch ein elektrisches SUV gebaut werden soll und der Daimler-Konzern dafür eine halbe Milliarde Euro in die Hand nehme.
Rund drei Jahre später ist von den einst ehrgeizigen Plänen nicht viel übrig geblieben. Mit einem Absatz von rund 2,2 Millionen Mercedes- und Smart-Fahrzeugen hat der Konzern die Corona-Krise mit einem Minus von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr zwar überraschend gut weggesteckt. Vor allem in China verkaufen sich Premium-Autos nach wie vor glänzend. Doch von weltweit zweistelligen Wachstumsraten wie in der Endphase der Ära Zetsche ist der Konzern inzwischen genauso weit entfernt wie von der Zielmarke von drei Millionen Fahrzeugen. Anders als sein Vorgänger Zetsche setzt Källenius ohnehin nicht mehr auf Volumen um jeden Preis. Stattdessen steht das profitable Wachstum im Vordergrund, das auch zu weniger Modellen als bisher führen wird.