"Wenn wir Kunden verlieren, ist das kein Problem"

Volvo hat den jüngsten Genfer Automobilsalon gerockt, ohne selber anwesend gewesen zu sein - mit der geschickt platzierten Erklärung, alle neuen Volvo-Fahrzeuge ab Mitte 2020 nur noch mit einer Höchstgeschwindigkeit von 180 Kilometern pro Stunde auszuliefern.

Samuelsson und sein Team vertreten diese Entscheidung sehr selbstbewusst, als sie am Mittwoch bei einer internationalen Vorstellung der künftigen Sicherheitsphilosophie von Volvo in Göteborg vor die Presse treten.

Dem Volvo-Chef ist klar, dass nicht alle Kunden Verständnis für die Selbst-Limitierung haben. Aber das ist ihm egal. "Wir wollen unsere Markenidentität stärken und attraktiv sein für sicherheitsbewusste Menschen - nicht für Menschen, die schnell Zick-Zack Fahren wollen auf der Autobahn."

Damit sind die Fronten wohl ein für allemal geklärt. Ob Volvo deshalb nicht Kunden verliere? "Wenn wir welche verlieren, dann ist das kein Problem. Denn die Leute, die ihr Auto als Spielzeug verwenden wollen, die haben wir schon verloren, als wir uns auf die Vierzylinder-Motoren beschränkt haben."

Samuelsson spricht von einem "Club 180", wenn er die Selbstbeschränkung erwähnt. "Die Leute, die im Club 180 sind, zahlen weniger Versicherung." Dies werde ein immer wichtigeres Kriterium bei Volvos neuem Vertriebskonzept "Care by Volvo." Denn schon 2025 rechnet Samuelsson damit, dass jedes zweite Modell des Herstellers per Abo zum Kunden kommt.

Beim Abo-Modell gebe es eine pauschale Versicherungsprämie für alle Nutzer. "Deshalb kommt es darauf an, den Versicherer davon zu überzeugen, dass die Volvo-Kunden besonders rücksichtsvoll und eher defensiv fahren," sagte Samuelsson der Automobilwoche.

Intern habe man auch andere mögliche Höchstgeschwindigkeiten diskutiert, räumt Samuelsson ein. "Ein maximales Tempo von 160 würde eine unnötig emotionale Diskussion entfachen. Wir wollen aber mit unserem Anstoß ein Signal setzen und eine Diskussion beginnen, die noch lange nicht zu Ende ist."

Volvo sehe durchaus die Grenzen von Tempolimits, betonte Samuelsson. "Wir fangen hier an. Heute haben wir die technischen Möglichkeiten, solche Maßnahmen umzusetzen, also sollten wir es auch tun."

Werde Volvo unverrückbar an der Entscheidung festhalten, auch bei starkem Gegenwind, fragen wir Entwicklungschef Henrik Green? "Das ziehen wir durch", legt sich Green fest. Aber es werde ein paar Ausnahmen geben, lässt er sich entlocken. "Wir werden auch ein paar Fahrzeuge für besondere Anwendungen entsperren, zum Beispiel, wenn die Polizei danach fragt."

Green bezog sich dabei auch auf die jüngste Karikatur in der Automobilwoche. Diese zeigt ein Volvo-Polizeifahrzeug, das hoffnungslos von grinsenden Panzerknackern in einer altertümlichen Karre abgehängt wird.

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