Welche Strategie BMW verfolgt

Audi hat bereits ein Fahrzeug, das auf Level 3 automatisiert fahren kann – zumindest theoretisch, über das Vorgehen, wie solche Systeme künftig durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) homologiert werden sollen, ist noch nicht entschieden. Mercedes will das erste Level-3-Fahrzeug voraussichtlich 2020 auf die Straßen bringen – dann, wenn die Stuttgarter die Entscheidung über die Homologation erwarten. Und BMW? Von den Münchnern gibt es das erste Level 3 Fahrzeug erst 2021. Dann aber richtig, meint zumindest Klaus Fröhlich, Entwicklungsvorstand von BMW: "Wir glauben, dass wir 2021 mit viel mehr Funktionen auf den Markt kommen können."

Denn BMW verfolgt auf dem Weg zum autonomen Fahren eine andere Strategie als die Konkurrenz. Nicht schrittweise, also von Level 3, zu Level 4 hin zu Level fünf, will der Autobauer seine Fahrzeuge befähigen, man will gleich Level 5 beherrschen. BMW will einen Baukasten für das autonome Fahren entwickeln. So ist das erklärte Ziel 2021, wenn der Autobauer mit dem iNext Level 3 auf die Straßen bringt, bereits das vollautonome Fahren zu beherrschen.

Dafür entwickeln die BMW-Ingenieure derzeit das Steuergerät, das Gehirn der Fahrzeuge. Ein wesentlicher Anteil identischer Hard- und Software soll über die verschiedenen Level des automatisierten Fahrens verwendet werden. Ist der gesamte Kofferraum der Testfahrzeuge derzeit noch vollgestopft mit Elektronik, soll das Gehirn des Fahrzeugs künftig auf die Größe einer Zigarrenkiste schrumpfen.

Gemeinsam mit Intel und Mobileye hat BMW 2016 eine offene Plattform aufgebaut, um die Technologie für das autonome Fahren gemeinsam voran zu bringen. Inzwischen haben sich unter anderem Fiat Chrysler, Delphi und Magna der Partnerschaft angeschlossen. Bis zum Jahresende sollen die Aufgaben abschließend verteilt sein. Ein weiterer Autohersteller soll bald noch hinzukommen.

Um die künstliche Intelligenz im Fahrzeug mit den nötigen Basisdaten zu füttern, hat BMW, wie auch die anderen Autohersteller, derzeit eine Flotte von 40 Testfahrzeugen auf den Straßen. Bislang haben diese rund 140.000 Kilometer zurückgelegt. 2018 soll die Zahl der Fahrzeuge nochmal verdoppelt werden, bis 2020 sollen 185 Testautos unterwegs sein. Es geht aber nicht unbedingt um die Zahl an gefahrenen Kilometern, es geht darum, möglichst viele Szenen aus dem Straßenverkehr abzubilden. Diese müssen analysiert werden, um daraus die richtigen Algorithmen abzuleiten.

Insgesamt ist der Anteil der real gefahrenen Testkilometer aber gering. Nur fünf Prozent der Kilometer legen die Fahrzeuge tatsächlich auf der Straße zurück, der Rest geschieht durch Simulation am Computer. BMW muss beweisen können, dass 240 Millionen Kilometer unfallfrei zurückgelegt wurden – erst dann ist eine Straßenzulassung denkbar.

Der Weg zum autonomen Fahren ist also sehr aufwendig. Sowohl die Hardware als auch die Softwareentwicklung ist sehr kompliziert. Auch bei der Sensorik sind noch technologische Durchbrüche nötig. Um den Markthochlauf von vollautonomen Fahren zu befördern und schnell eine kritische Masse an autonomen Fahrzeugen zu erreichen, erwägt BMW daher eine Lieferantenbeziehung zu Fahrdienstleistern wie Uber, Lyft und Co. aufzubauen. Für Privatpersonen wird automatisiertes Fahren auf Level 3 wohl zunächst nur in den Premiummodellen als Sonderausstattung im vierstelligen Euro-Bereich erhältlich sein.

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