Herr Werner, warum haben Sie kürzlich den Entwicklungsdienstleister ESG Mobility übernommen?
Mit ESG Mobility haben wir den idealen Partner gefunden, um einige komplementäre Dinge voranzutreiben. Die ESG Mobility ist sehr stark in der Automobilindustrie vertreten, insbesondere bei den deutschen Automobilherstellern. In Summe sind wir gemeinsam mit acht der weltweit zehn Top-Fahrzeughersteller im Geschäft. Die Möglichkeit, dass wir als Cognizant durch die Akquisition quasi auf 1000 ESG-Ingenieure zugreifen können, die direkt bei unseren Kunden lokal präsent sind, gibt uns die Chance, auf die Ingenieurkompetenz der ESG Mobility aufzusetzen. Die ESG schreibt beispielsweise Spezifikationen auf der Ingenieursebene und geht in Teilen in die Softwareumsetzung.
Können Sie uns dafür Beispiele nennen?
Etwa die Programmierung eines Overhead-Displays oder einer In-Car-Kommunikation. Aber bei der Skalierungsfähigkeit, insbesondere wenn es darum geht, mehr Mitarbeiter einzubinden und viel größere, auch internationale Projekte übernehmen zu können, kommt Cognizant ins Spiel. Wir können im Batterie- und Powertrainbereich oder in der Karosserieelektronik unterstützen bei Projekten in denen mehr als 50 Mitarbeiter benötigt werden.
Wird der Name ESG Mobility vom Markt verschwinden?
Die ESG Mobility wird bei uns in den Unternehmensbereich IoT eingegliedert. Aber bis zum Closing ist die ESG jetzt noch getrennt von uns. Nach der Eingliederung wird wohl auch der Name ESG verschwinden. Was wir dann mit dem Begriff Mobility machen, werden wir sehen.
Wollen Sie mit dem bestehenden Management weiterarbeiten?
Absolut. Im Rahmen der Due Dilligence haben wir uns natürlich das Management angeschaut, die Kapazitäten unterhalb des Managements und die Mitarbeiter insgesamt. Wir sind so überzeugt von dieser Firma, was die Skills anbelangt, Talente und die Fähigkeiten des German Engineering. Angefangen vom Top-Management mit Jörg Ohlsen bis hin zu den Ingenieuren wollen wir alles erhalten.
Können Sie die spätere ESG-Eingliederung skizzieren?
Wir haben drei große Unternehmensteile. Zum einen wollen wir die Deutschland- und Chinateile der ESG Mobility zusammen managen. Die Automobilbereiche werden gemeinsam arbeiten, aber das US-Geschäft wird natürlich anders betrieben und genau an der Stelle haben wir keine Verteilung der Ressourcen, sondern wir werden ein Management in den USA haben, das sich um den US-Teil kümmert und Deutschland-China wird unter meiner Verantwortung geführt.
Wie wichtig ist es für Cognizant, dank ESG Mobility Zugang zu deutschen Automobilkunden zu erhalten?
Das ist extrem wichtig. Wir sind als Cognizant in vielen Bereichen schon sehr stark. Das ist zum einen im Pharmabereich, auch bei Finanzlösungen sind wir global sehr gut aufgestellt. In Deutschland haben wir uns ein Wachstumsprogramm vorgenommen. Das heißt, wir wollen ein sehr hohes organisches Wachstum erreichen. Aktuell gibt es in Deutschland viele offene Stellen. Nicht nur im Vertrieb, sondern auch im Bereich Service und Produktion. Aber wir wollen auch anorganisch wachsen. In Deutschland wächst man vor allem in den Bereichen verarbeitende Industrie, Maschinenbau und natürlich im Automobilsektor. Und wir wollen genau in den Bereichen investieren, wo wir die Automobil- und Zulieferindustrie als Kunden haben. Vor allem die großen Tier 1 Zulieferer sind für uns eine sehr interessante Kundengruppe, die wir zum Teil auch heute schon bedienen, aber dank der ESG Mobility künftig noch viel stärker bedienen können.
Wie viele offene Stellen haben Sie?
Wir liegen im hohen dreistelligen Bereich.
Welche Art von Spezialisten suchen Sie?
Wir suchen insbesondere Mitarbeiter für den Vertrieb, im Servicebereich und IT-Spezialisten in den Bereichen Cloud, IoT und Data Analytics. Und wir suchen natürlich Mitarbeiter, die das Geschäft der ESG Mobility ergänzen. Also vor allem im Digital Engineering.
Welchen Umsatz verantworten Sie bei Cognizant?
Wir veröffentlichen keine Zahlen für Teilregionen. Den größten Teil unseres Geschäfts erwirtschaften wir in den USA. Und außerhalb der USA gehören wir auf jeden Fall zu den größten Bereichen innerhalb des Konzerns.
Cognizant war 2020 und auch dieses Jahr sehr aktiv bei Akquisitionen. Schauen Sie sich nach weiteren Kaufobjekten in Deutschland um?
Ja, wir haben uns vorgenommen innerhalb der nächsten drei oder vier Jahre jedes Jahr weiter Akquisitionen insbesondere in der DACH-Region, bevorzugt in Deutschland, anzugehen. Wir schauen uns in der Industrie, aber noch viel stärker im Automobilsektor um. Im Fokus stehen Unternehmen, die unsere Fähigkeiten erweitern und komplementär zu dem sind, was wir bisher gemacht haben.
Was hat die ESG Mobility für Sie besonders interessant gemacht?
Das waren die Kriterien Kundennähe, deutsche Ingenieure und entsprechende Skills im Forschungs- und Entwicklungsbereich. Und da passte die ESG Mobility perfekt. Wir sind im Automotive-Bereich jetzt sicher noch nicht die Nummer eins. Aber wir wollen uns in diesem Segment noch viel mehr zeigen. Wir haben richtig viel vor im Automobilbereich.
Cognizant kennen Rennsportfans als Hauptsponsor für Aston Martin in der Formel. Wie unterstützen Sie das Formel 1 Team technologisch?
Vor allem bei der Datenauswertung im Fahrzeug. Auf der Rennstrecke produzieren die Rennwagen Unmengen an Daten, die wir analysieren. Natürlich gibt es bei den Fahrzeugen noch sehr viel Mechanik, aber ohne einen Software- und Technologiepartner im digitalen Umfeld für die Datenanalyse oder in Fragen der Programmierung für bestimmte Teile im Fahrzeug geht es nicht. Und da sind wir als Technologiepartner involviert.
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