Welche Erfahrungen Schreiner ProTech in China gesammelt hat

Vor zwei Jahren hat die Schreiner Group mit ihrem Geschäftsbereich Schreiner ProTech den Schritt nach China gewagt. In Fengpu im Distrikt Fengxina, 35 Kilometer südlich von Schanghai, stellt der Zulieferer selbstklebende Funktionsteile und Label für die Automobilindustrie her. Wie eng die Gruppe mit der Automobilindustrie verbunden ist macht der Geschäftsleiter von Schreiner ProTech Thomas Köberlein klar: „Wir liefern bis zu 300 Teile in ein durchschnittliches Mitteklasse-Fahrzeug plus Systeme zum Verbau dieser Teile.“

Als Zulieferer für Fahrzeughersteller und Zulieferer der ersten Ebene müsse man in Europa, Nordamerika und China mit einer Produktion präsent sein, „sonst wird man nicht als strategischer Partner wahrgenommen“, war sich Köberlein im Vorfeld des China-Engagements bewusst.

Für das Unternehmen sei es enorm wichtig gewesen, nicht ohne entsprechende Vorbereitung in China investiert zu haben, sondern bereits seit einigen Jahren mit einer Handelsvertretung in China Erfahrungen sammeln zu können. „Von großer Bedeutung waren dabei die Kundenprojekte und -kontakte, die wir in der Zeit aufbauen konnten. So war es für uns einfacher, in einem zweiten Schritt eine Produktion vor Ort aufzubauen“, erinnert sich Köberlein.

Mittlerweile erzielt das Unternehmen in China einen Jahresumsatz von rund sechs Millionen Euro. „Wir sind aber zuversichtlich, den Umsatz in den nächsten fünf Jahren signifikant steigern zu können“, gibt sich der Geschäftsleiter optimistisch.

Für den Zulieferer sei es sehr hilfreich gewesen, vor Ort auf ein starkes Expat-Team aus Deutschland zurückgreifen zu können. „Gute Leute sind notwendig, um das Know-how in den Prozessen, in der Entwicklung, in der Produktion, in der Qualitätssicherung und im Vertrieb in einem ersten Schritt sicher ins Ausland zu transferieren“, so Köberlein.

Eine Grundvoraussetzung für das Gelingen des China-Schrittes war für ihn, dass das Unternehmen auch in der Zentrale in Oberschleißheim bei München „auf ein gutes Team mit einem starken Projektleiter vor Ort“ zurückgreifen konnte. Denn, „die Kunden in China sind sehr kritisch, weil viele schlechte Erfahrungen gemacht haben“. Den Grund dafür sieht er darin, dass die Qualität der chinesischen Tochterwerke oft nicht das Niveau der deutschen Mutterunternehmen erreichen.

Auch bei Köberlein selbst hatte das China-Engagement erhebliche Kapazitäten gebunden. „Ich war sehr oft in China, um mit Behörden zu sprechen. Sei es wegen Produktionsgenehmigungen, Umweltauflagen, zur Einfuhr von Maschinen oder die Visaerteilung für die dauerhafte Beschäftigung von deutschen Mitarbeitern vor Ort in China. Das war in der ersten Phase ein großer Aufwand, den ich zunächst unterschätzt hatte“, räumt der Manager ein.

Doch es sei wichtig gewesen, bei den Behörden persönlich vorstellig zu werden. „Das hat ihnen gezeigt, dass wir das Thema ernst nehmen.“ Ebenfalls von Bedeutung sei es gewesen, sich für einen Standort in der Nähe von Shanghai entschieden zu haben. „Zwar ist hier das Kostenniveau etwas höher, aber es gibt dort auch mehr qualifiziertes Personal“, erklärt Köberlein.

Schreiner ProTech ist in China vor allem auf der Suche nach Ingenieuren im Bereich Mechatronik und Druck. Dabei war es für das Unternehmen von Vorteil, in Schanghai bereits Kontakt zu der dortigen einschlägigen Hochschule aufgebaut zu haben. So bieten Schreiner ProTech beispielsweise Praktikumsplätze an, um den Studenten zu zeigen, was vor Ort produziert wird. „Auf diesem Wege gelingt es uns leichter Mitarbeiter zu gewinnen als das vorher der Fall war“, sieht sich Köberlein im Vorgehen bestärkt.

Die Schreiner Group, ein Familienunternehmen im Bereich druck- und folienverarbeitenden Industrie, beschäftigt weltweit 1100 Mitarbeiter und hat zuletzt rund 170 Millionen Euro Jahresumsatz erzielt. Neben Deutschland fertigt das Unternehmen seine Etiketten auch in Blauveld (New York). Das Produktportfolio umfasst unter anderem Spezialetiketten, gedruckte Elektronik sowie Sicherheitslösungen für den Produkt- und Dokumentenschutz.

Schreiner ProTech, ein Geschäftsbereich der Schreiner Group mit Sitz in Oberschleißheim bei München, entwickelt industrielle Kennzeichnungs- und Sicherheitslösungen sowie Funktionsteile auf Folienbasis. Von der Thermotransfer-Beschriftung über die Laserkennzeichnung und RFID-Lösungen bis hin zu Membranen zum Druckausgleich und gedruckter Elektronik.

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