Lange Jahre konnte der indische Markt die Erwartungen nicht erfüllen. Inzwischen schauen die Vertriebschefs der deutschen Hersteller aber nicht nur wegen der geringeren Wachstumsraten in China wieder konzentrierter auf den Subkontinent und das dortige Potenzial. Volkswagen hat eben eine Absichtserklärung mit Tata Motors unterzeichnet. Gemeinsam will man in die Entwicklung einsteigen. Ziel dürfte ein eigenes günstiges Auto sein - vollständig auf dem indischen Markt entwickelt und designt. Volkswagen verkauft auf dem indischen Markt bisher weniger als 70.000 Fahrzeuge in Indien. Der Marktbeobachter IHS hält bis in fünf Jahren auf Wachstum auf fast 340.000 Einheiten für möglich.
Der indische Markt lockt mit einem stabilen Wachstum. So erwartet Jonas Wagner, Partner bei Berylls in München, bis 2020 ein durchschnittliches Wachstum von mehr als zehn Prozent. IHS rechnet 2023 mit rund 6,2 Millionen verkauften Fahrzeugen pro Jahr. 2016 waren es 3,4 Millionen und damit etwa so viele wie in Deutschland.
In Indien sind allerdings Light Vehicles wie etwa Transporter und Kleinlaster mit eingerechnet. Der Sättigungsgrad ist immer noch gering. Während in Europa auf 1.000 Einwohner 569 und in China immerhin schon 102 Fahrzeuge kommen, liegt die Motorisierungsquote in Indien erst bei 22 Autos pro 1000 Einwohner.
Allerdings können ausländische Hersteller von dieser Entwicklung bisher nur bedingt profitieren, denn 90 Prozent des Volumens entfallen auf Kleinst- und Billigstfahrzeuge, bei denen das Angebot von Maruti-Suzuki dominiert wird. Als einer der wenigen Hersteller hat der Marktführer die spezielle Herausforderung dieses Segments verstanden: "Nur billig alleine funktioniert nicht", sagt Wagner und erklärt damit zum Beispiel den Flop des Tata Nano, der als billigstes Auto der Welt für anfangs umgerechnet 1.000 Euro selbst in seiner Heimat nicht punkten konnte.
"Trotz seines äußerst knappen Budgets hat der indische Kunde einen hohen Anspruch an Qualität, Design und Ausstattung", sagt Wagner. Den Nerv getroffen hat beispielsweise Renault mit dem Kwid. Das 3,68 Meter kurze Billigauto hat seinen Absatz in den ersten neun Monaten des Jahres 2016 versiebenfacht.