Understatement gilt zwar als originär britische Tugend, ist aber offenbar auch eine Frage der Perspektive. Denn man muss schon vom aktuellen Rolls-Royce Phantom aus auf den neuen Ghost blicken, um darin ein dezentes Auto zu sehen. Und genau das ist es, was die kleine aber feine BMW-Tochter diese Woche in Goodwood enthüllt und in ein paar Wochen gegen Konkurrenten wie den Nächsten Maybach auf Basis der ebenfalls in dieser Woche präsentierten S-Klasse oder den Bentley Flying Spur auf den Markt bringen will: Eine Limousine, die zwar luxuriöser kaum sein könnte, die aber dem vorgeblichen Trend der "Post-Opulenz"folgt und deshalb nicht ganz so dick aufträgt.
Wobei diese Idee der unbestritten etwas schlichteren Linienführung zum Trotz bereits beim Maßkonzept ad absurdum geführt wird. Denn obwohl schon der erste, 2009 präsentierte Ghost ein durchaus opulentes Auto war, legt der auf einer Rolls-Royce-eigenen Aluminium-Architektur konstruierte Nachfolger sogar noch einmal zu: Er geht nicht nur drei Zentimeter in die Breite, sondern vor allem weiter in die Länge und streckt sich nun auf 5,55 Meter. Und auch der jetzt von innen beleuchtete Tempel von Kühlergrill ist alles andere als zurückhaltend. Wenngleich er die perfekte Bühne bildet für die Spirit of Ecstasy, die darüber thront – und neben den Regenschirmen in den Türen das einzige Bauteil am bis dato erfolgreichsten Rolls-Royce-Modell in der 116-jährigen Firmengeschichte ist, das unverändert in die zweite Runde geht.