Die vorgezogenen Wahlen am 8. Juni sollten Theresa May den größtmöglichen Rückhalt für die Austrittsverhandlungen mit der EU geben. Nach den letzten Umfragen könnte das scheitern. Sollte es in den kommenden zwei Jahren zu einem sogenannten “weichen“ Brexit kommen, wären die negativen Folgen überschaubar, ein “harter“ Brexit allerdings würde in Großbritannien bis zu einer halben Million weniger Neuzulassungen pro Jahr bedeuten, in der deutschen Automobilproduktion würden über 150.000 Pkw fehlen.
Die ersten fünf Monate verliefen für die Pkw-Nachfrage in Großbritannien durchaus zufriedenstellend. Der Mai schloss zwar mit minus 6,7 Prozent schlechter ab als im Vorjahr, allerdings war das damalige Niveau auch ausgesprochen hoch. Außerdem müssen die enormen Vorkäufe im März aufgrund der Steueränderung berücksichtigt werden, die auch den vergangenen Monat noch negativ beeinflussten. Nach fünf Monaten liegen die Neuzulassungen nun leicht unter Vorjahr und damit immer noch auf dem zweithöchsten Niveau aller Zeiten. Für das Gesamtjahr erwartet die Automobilwoche eine Rückgang um 3,4 Prozent auf 2,6 Millionen Neuzulassungen. Damit hat Großbritannien seinen zweiten Platz nach Deutschland im Neuzulassungsranking gefestigt. 2009 lag man noch hinter Frankreich und Italien auf Platz vier.
Die Gründe für die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Neuzulassungen liegen nicht nur in der wirtschaftlichen Erholung, sondern auch in der Bevölkerungsentwicklung. Die Engländer weisen seit vielen Jahren mehr Geburten als Todesfälle auf. Zu diesem natürlichen Bevölkerungswachstum kommt eine hohe Zahl an Zuwanderungen qualifizierter Arbeitskräfte. So ist Großbritanniens Bevölkerung in den vergangenen zehn Jahren um 4,75 Millionen oder um acht Prozent gestiegen. Für die kommenden zehn Jahre wird – weitere freie Arbeitsplatzwahl für EU-Bürger vorausgesetzt – ein ähnlicher Anstieg erwartet. Unter diesen Voraussetzungen, und ohne Brexit, wären für 2025 etwa 2,6 Millionen Neuzulassungen erwartet worden.