Was Daimler, Seat, Conti und Here in Barcelona zeigen

Jedes Jahr Ende Februar pilgert die weltweite Digitalbranche nach Barcelona, zum Mobile World Congress. Vier Tage, ab Montag, diskutieren Manager und Digitalexperten über Konnektivität, künstliche Intelligenz, 5G-Netzentwicklung und vieles mehr. Über 100.000 Besucher und rund 2400 Aussteller – und darunter auch Unternehmen aus der Autoindustrie – sind in Barcelona.

Eigentlich machen Autohersteller aus Wettbewerbsgründen oft ein großes Geheimnis um ihre Zulieferer. Bei digitalen Technologien ist das aber anders. Es gilt als schick, den Namen der Partner zu nennen, schließlich stehen die großen IT-Riesen auch ein Stück weit für die Glaubwürdigkeit der eigenen Anstrengungen auf diesem Gebiet. Daimler beispielsweise nutzt die Bühne in Barcelona, um mit Microsoft anzubandeln.

Beide Unternehmen wollen gemeinsam die Big-Data-Plattform eXtollo aufbauen. Dahinter steht eine Lösung zur Auswertung großer Datenmengen auf Basis von Microsofts Cloud- und Datenplattform Azure. Damit lassen sich die Fahrzeuge untereinander vernetzen und das digitale Ökoystem "Mercedes Me" erweitern.

Auch VW und BMW nutzen bereits die Dienste von Microsofts Plattform Azure, um die riesigen Datenmengen, die im Auto anfallen, verarbeiten zu können.

Daimler-Chef Dieter Zetsche wird die neue Partnerschaft gemeinsam mit Microsoft-Chef Satya Nadella auf der Bühne in Barcelona erläutern. Zwei Tage später trifft sich auch VW-Chef Herbert Diess mit Nadella.

Auf dem Stand selbst will Daimler demonstrieren, was das Unternehmen bereits in Sachen Digitalisierung kann. Dabei darf das Infotainment-System MBUX nicht fehlen, das für den neuen CLA nochmals weiterentwickelt wurde. Außerdem zeigt Daimler den Lkw Actros, der mit Kameras statt Außenspiegeln und einem Multimedia-Cockpit ausgerüstet ist. Der Actros hat eine Fülle von Assistenzsystemen an Bord, mit denen er beispielsweise auf der Autobahn selbstständig lenken, Gas geben und bremsen kann.

"Digitalisierung ist für uns mehr als Nullen und Einsen. Es ist auch ein Mindset. Eine offene Unternehmenskultur gehört für uns genauso zur digitalen Transformation wie innovative Ideen und neue Produkte", sagt Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzender der Daimler AG und Leiter Mercedes-Benz Cars.

Ein Heimspiel hat in Barcelona die spanische VW-Tochter Seat, die den MWC bereits seit Jahren nutzt, um Ideen für den städtischen Verkehr zu präsentieren. Nach einem elektrischen Kick Scooter, der in Partnerschaft mit Segway entstanden ist, will Seat nun ein neues Fahrzeug der Mikromobilität für urbane Anwendungen zeigen. Noch existiert nur ein Teaserbild, das auf eine Art Mini-E-Auto im Stil des Renault Twizy hindeuten könnte. „Wir müssen neue Mobilitätsplattformen managen und anbieten können, die in den Städten der Zukunft eine Schlüsselrolle spielen werden", sagt Seat-Chef Luca de Meo.

Ein wichtige Rolle spielt in Barcelona auch das Thema 5G. Der schnelle Mobilfunkstandard ist Voraussetzung für das automatisierte Fahren und viele Mobilitätsdienste der Zukunft. Zusammen mit dem Unternehmen Telefónica startet Seat einen Pilottest „5G Connected Car“. Er soll ein erster Schritt in Richtung vernetztes autonomes Fahren sein und ermöglicht die Kommunikation eines Fahrzeugs mit der umgebenden Infrastruktur und anderen Fahrzeugen.

Wie diese Kommunikation aussehen kann demonstriert der Zulieferer Continental, der mit dem Mobilfunkanbieter Vodafone zusammenarbeitet. Zu den erforschten Anwendungen zählt das so genannte digitale Schutzschild. Dabei sind Verkehrsteilnehmer mit einem Kommunikationsmodul ausgestattet. Bei Fahrradfahrern und Fußgängern kann dies das Smartphone sein, bei Autos ist es ein spezielles V2X-Modul. Über eine Basisstation des Mobilfunknetzes tauschen die Verkehrsteilnehmer ihre Position und Fahrtrichtung aus. Stellt das System fest, dass sich die Wege gefährlich kreuzen, wird gewarnt.

"Kommunikationstechnologien wie 5G, C-V2X und Mobile Edge Computing lassen eine große Anzahl von Verkehrsteilnehmern gleichzeitig miteinander kommunizieren und bringen uns dadurch deutlich näher an unser Ziel. Gemeinsam mit Vodafone können wir eine Revolution der Sicherheit im Straßenverkehr bewirken“, sagt Johann Hiebl, Leiter der Continental Geschäftseinheiten Body & Security und Infotainment & Connectivity.

Damit Continental und Vodafone an der richtigen Kommunikation zwischen Fahrzeug und Netz arbeiten können, brauchen Straßen – egal ob Autobahnen, Städte oder Landstraßen eine Netzabdeckung. In Deutschland variiert sie derzeit zwischen 4G-Netzen in Ballungszentren und dem berühmt-berüchtigten Edge in ländlichen Gebieten.

Damit Telekommunikationskonzerne aber auch Autohersteller, Zulieferer oder Anbieter von digitalen Services wissen, wo welche Netzabdeckung zu finden ist und wie sie sich weiter entwickelt, stellt der digitale Kartenanbieter Here in Barcelona Karte vor, die die genaue Mobilfunknetzabdeckung auf Straßen zeigt. Dabei hat Here einen speziellen und einzigartigen Datensatz in eine Karte umgewandelt, der aktuelle Informationen zur Mobilfunknetzleistung auf Straßen in 196 Ländern bietet.

Die Karte mit dem Namen Here Cellular Signals bietet für jedes Straßensegment – von Autobahnen über städtische Straßenschluchten bis hin zu ländlichen Gebieten – einen Überblick über Netzabdeckung, Netzbetreiber, Signalstärke und Radiofrequenzen. Die Signalstärke wird in den Abstufungen exzellent, gut, ausreichend, oder schwach dargestellt. Diese Informationen können Mobilfunkbetreibern helfen, die Leistung ihres eigenen Netzes zu prüfen und um Wettbewerbsanalysen durchzuführen, um Gebiete mit relativ starker oder schwacher Abdeckung zu identifizieren. Sie können auch zu einer bessere Entscheidungsgrundlage bei der Planung des Netzausbaus beitragen. Darüber hinaus ist es auch für Anbieter von digitalen Services und Diensten wichtig zu wissen, in welchem Gebiet Informationen nicht mehr den Autofahrer erreichen – eben weil das Netz so schwach ist.

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