Was bereits aus dem Auto verschwunden ist und was verschwinden wird

Die Evolution ist unerbittlich – gerade bei der Technik. Hier reicht schon eine zeitgeschichtlich winzige Spanne von 15 Jahren für große Veränderungen aus. Manches bleibt dabei auf der Strecke. Und einiges spricht dafür, dass in den nächsten 15 Jahren viele weitere Technologien verschwinden werden.

Schlüssel zum Beispiel, also solche mit Bart und mechanischem Schloss, sind von der Kompaktklasse aufwärts schon fast verschwunden, weil man Türen berührungslos öffnet und den Motor auf Knopfdruck startet. Die klassische Handbremse ist zum Leidwesen der Drifter längst einer elektronischen Feststellbremse gewichen, die sich beim Parken automatisch aktiviert. Und falls Opel nochmals einen Manta bauen sollte, müssten aus dem Museum ein paar Antennen geholt werden, an die Manni seinen Fuchsschwanz binden kann. Die konventionelle Stabantenne wurde schon vor Jahren ausgemustert.

Das ist nicht die einzige Veränderung beim Infotainment, das längst nicht mehr in den alten DIN-Schacht passt. Zwar gibt es noch ein Radio im Auto, selbst wenn es das Signal mittlerweile meist digital oder vom Satelliten empfängt. Doch das Kassettendeck ist Geschichte, der CD-Player stirbt gerade aus. Selbst eingebaute MP3-Player mit Festplatte werden überflüssig, wenn die Musik aus der Cloud geladen wird.

Oft macht der Preisverfall einer neuen Technologie der alten den Garaus. Weil Automatikgetriebe billiger werden und mittlerweile oft effizienter sind, geht es der Handschaltung an den Kragen. Und weil Elektromotoren kaum noch etwas kosten und Handarbeit nach Steinzeit klingt, gibt es jenseits von Dacia oder Lada nur noch ganz wenige Autos mit Fensterkurbeln. Und da Autofahrer immer seltener Plattfüße haben, sparen sich viele Hersteller den Platz und das Gewicht des Ersatzrads und packen stattdessen ein Reparaturset ins Auto.

Zwar sind in den vergangenen Jahren viele vertraute Elemente aus dem Fahrzeug verschwunden, doch die Liste der bedrohten Autoteile ist dadurch nicht kürzer geworden. Schalter und Knöpfe stehen ganz oben, weil intuitive oder prädiktive Bediensysteme, Sprach-, Blick- und Gestensteuerung die alten Taster überflüssig machen. Und wenn alle Autos ein Head-up-Display haben, braucht man auch kein Kombiinstrument mehr hinter dem Lenkrad.

Welches Lenkrad?, könnte man bald fragen. Wenn Wirklichkeit wird, was Ford oder Uber versprechen, sind bald Zehntausende autonome Autos auf der Straße, die keinen Fahrer haben werden – also auch kein Lenkrad brauchen. Der Fahrersitz wird dann auch obsolet. Wie die Außenspiegel. Die könnten sogar schon früher aussterben, weil sich bald Kamerasysteme durchsetzen werden, die besser sehen und weder Design noch cw-Wert beeinflussen.

Ebenfalls vom Aussterben bedroht sind Eindrücke und Eigenheiten, die mit dem Antrieb einhergehen. Klassischen Motorsound hört man nicht mehr, wenn Autos elektrisch fahren. Für großvolumige und vielzylindrige Benziner wird die Luft heute schon dünn. Vom Diesel ganz zu schweigen.

Wenn das E-Auto seinen Siegeszug antritt, braucht es kein Getriebe mehr und keine Auspuffanlage. Kaffee, Cola und Kaugummi kauft man dann wieder im Supermarkt. Denn Tankstellen wird es wahrscheinlich nicht mehr geben. Sogar die Tankklappe am Wagen wird verschwinden, weil selbst die beim Stromer dahinter verborgene Ladebuchse nur eine Lösung auf Zeit ist. Die Zukunft gehört laut Experten dem induktiven Laden ohne Kabelgewirr.

Zwar lassen die vielen futuristischen Sitzkisten auf Messen wie der CES, die Designstudien oder Prototypen wie das Google Car tatsächlich vermuten, dass sich der Abschied vom Alltäglichen noch beschleunigen wird und selbst Fixpunkte wie das Lenkrad vom Aussterben bedroht sind. Doch zumindest eines hat offenbar Bestandsschutz: Ohne Räder werden Autos auch in Zukunft nicht rollen. Wobei: Warum gibt es dann Forscher, die mit Düsen oder Rotoren experimentieren?