Mit Rupert Stadler scheint es nie ganz zu Ende zu sein. Wie oft haben ihn alle schon abgeschrieben, und immer hat er sich gehalten. In Ingolstadt sagen sie, er habe sieben Managerleben. Stadler hat einfach immer weiter gemacht, egal, wie nah die Einschläge schon kamen.
Jetzt wurde der Audi-Chef aus dem Job heraus festgenommen und sitzt in U-Haft. Doch auch das bedeutet nicht seinen endgültigen Rücktritt. Stadler und die Aufsichtsräte haben sich darauf geeinigt, dass er "vorläufig von seinen Aufgaben entbunden wird".
Das hat zunächst Vorteile für beide Seiten: Stadler könnte, wenn er die Vorwürfe schnell entkräftet, auf seine alte Position zurückkehren. Allerdings dürfte das nur noch in der Theorie möglich sein, denn ein Comeback nach der Festnahme wird selbst einem Stadler nicht zugetraut. Zudem bekommt Stadler sein Gehalt weiter, wenn er nur beurlaubt ist.
Audi kann derweil abwarten. Mit einem kommissarischen Chef ist Zeit gegeben für eine Suche nach einem etwaigen, offiziellen Nachfolger Stadlers. Und auch Interimschef Bram Schot bekommt so Zeit, um sich zu beweisen – vielleicht ist er ja sogar der richtige.
Vor allem wäre es teuer geworden, wenn Audi Stadler gekündigt hätte. Eine einseitig erfolgte Entlassung eines Vorstandschefs, der seit elf Jahren den Posten bekleidet: sogar sehr, sehr teuer. Sollte das Gericht Stadler aber etwas nachweisen können, kann Audi ihm nachträglich kündigen.
Stadler spricht vor dem Richter im Grunde nicht mehr als Audi-Vertreter, er muss nun seine persönliche Verteidigungsstrategie verfolgen. Daher werden die nächsten Tage spannend. Sollte er etwas "auszupacken" haben und es auch tun, kann es womöglich auch für andere Personen heikel werden. Als Stadler einmal ankündigte, im Dieselskandal eine "lückenlose Aufklärung" forcieren zu wollen, wurde das in Wolfsburg als Drohung aufgenommen.
Lesen Sie auch:
Staatsanwälte vernehmen Stadler als Beschuldigten
Presseschau zu Stadlers Verhaftung: "Das Ergebnis ist ein Scherbenhaufen"
Stadler nach Festnahme beurlaubt: Bram Schot wird kommissarischer Audi-Chef
Festgenommener Audi-Chef: Stadler wartet in JVA Augsburg auf Vernehmung
Die Bosse und die harte Hand: Justiz erhöht Druck im Dieselskandal