Wirtschaftlich hätte das vergangene Jahr für den Zulieferer kaum besser laufen können: Grammer erwirtschaftete mit 72 Millionen Euro das höchste Ergebnis (vor Zinsen und Steuern) in der Unternehmensgeschichte. Das sind rund 30 Millionen Euro mehr als 2015 – eine Steigerung von 70 Prozent. Auch die anderen Zahlen sprechen für sich: Eine Ebit-Rendite von 4,3 Prozent, Konzernumsatz 1,69 Milliarden Euro.
Vor allem das starke Wachstum im Konsolensegment, die erfolgreiche Integration der Reum-Gruppe und die internationale Positionierung beflügelten den Zulieferer. Trotz des weiter schwächelnden Marktes in Brasilien, China und den USA, wuchs auch der Bereich Seating-Systems um drei Prozent.
Alles super also? Nicht ganz. Denn immer noch ist unklar, wie es mit dem Investor Cascade weitergeht. Seit vergangenem Herbst sorgt dessen Verhalten für Unsicherheit – bei Grammer und bei den Autoherstellern, die vom Zulieferer Komponenten beziehen.
Die Sorge: Der Investor könnte die Macht bei Grammer übernehmen. Denn hinter Cascade stehen die Hastor-Brüder, die mit ihrem Unternehmen Prevent die VW-Produktion lahmlegten. Cascade baute den Anteil an Grammer 2016 deutlich aus. Inzwischen halten die Hastor-Brüder zwischen 20 und 30 Prozent der Aktien.
Im vergangenen Februar hatten sie plötzlich die Absetzung von Grammer-Chef Hartmut Müller gefordert. Zu gering seien die Margen, so der Vorwurf. Die Kritikpunkte seien nicht nachzuvollziehen, sagte Frank Biller, Analyst bei der Landesbank Baden-Württemberg gegenüber der Automobilwoche damals. „Müller hat einen recht guten Job gemacht und malt ein realistisches Bild von der Entwicklung in den kommenden Jahren.“
Trotzdem: Der Investor strebte eine außerordentliche Hauptversammlung an, in der er nicht nur den Vorstandsvorsitzenden austauschen, sondern auch fünf der sechs Aufsichtsratsposten mit Vertrauten besetzen wollte. Gerüchte über eine feindliche Übernahme machten die Runde – Cascade dementierte.