Warum erwägt Hellman & Friedman, Scout24 teurer zurückzukaufen, als es das Unternehmen an die Börse gebracht hat? Eine Bank weist auf eine interessante Möglichkeit hin.
Dienstag, 22. Januar 2019, 15.38 Uhr
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Die erste Frage, die sich stellte, als das mögliche Übernahmeangebot von Hellman & Friedman sowie Blackstone für Scout24 bekannt wurde, war: Warum? Warum sollte eine Private Equity-Firma ein Unternehmen zurückkaufen, das sie schon einmal zu 70 Prozent besessen hat? Zumal das nun diskutierte und vom Scout24-Management als zu billig abgelehnte Angebot deutlich über dem Kurs liegt, zu dem Scout24 im Herbst 2015 an die Börse gebracht wurde (siehe Grafik). Warum jetzt also teurer zurückkaufen, nicht einmal ein Jahr, nachdem sich Hellman & Friedman von den letzten Anteilen getrennt hatte?
Das Bankhaus Lampe bringt nun eine interessante Möglichkeit ins Spiel.
Vor der Mitteilung von Scout24 zum möglichen Übernahmeangebot habe man entsprechende Gerüchte für unwahrscheinlich gehalten, schreibt Analyst Christoph Bast. Schließlich sei Scout24 vor dem Börsengang bereits in den Händen von Private-Equity-Investoren gewesen und das Potenzial für Kosteneinsparungen bei einer erwarteten Ebitda-Marge von 53 Prozent im laufenden Jahr ziemlich limitiert.
Kurz gesagt: Die klassische Herangehensweise von Private-Equity-Firmen: Kaufen, sparen, teurer verkaufen, würde kaum funktionieren.
Doch Bast weist auf eine andere Möglichkeit hin: Das britische Immobilienanzeigen-Unternehmen Zoopla sei im Mai 2018 von Silver Lake übernommen worden – einem anderen Finanzinvestor. Zudem habe das norwegische Medienunternehmen Schibsted angekündigt, sein internationales Online-Anzeigen-Geschäft abzuspalten und an die Börse zu bringen. Dieses Unternehmen mit dem vorläufigen Namen MPI würde wichtige Plattformen in 17 Ländern umfassen, darunter Frankreich, Spanien, Italien und Brasilien.
Basts Theorie, die er aus der Verfügbarkeit dieser Unternehmen ableitet, ist, dass die Investoren den Plan verfolgen könnten, eine marktführende europäische Online-Anzeigen-Plattform zu schaffen.
Für ein solches Ziel könnte es sich dann durchaus wieder lohnen, Scout24 als nach eigenen Angaben deutschen Marktführer bei Online-Anzeigen für Immobilien und europäischen Marktführer für Gebrauchtwagen-Anzeigen im Internet mit einem Preisaufschlag zurückzukaufen.