Mit der Ankündigung, schon im kommenden Jahr in Hamburg von Fahrern in einem Rechenzentrum ferngesteuerte Autos auf die Straße zu bringen, sorgte das Start-up Vay aus Berlin in den vergangenen Wochen für Furore. Viel wurde nach der Präsentation des Markteintritts beim ITS-Kongress in der Hansestadt über Vay berichtet und in der deutschen Automobilbranche diskutiert. Die Automobilwoche hat der kleinen Firma auf den Zahn gefühlt und Mitgründer Thomas von der Ohe zum Gespräch getroffen.
Das größte Fragezeichen sei gleich vorweg ausgeräumt. Warum geht Vay als deutsches Start-up gerade mit südkoreanischen Fahrzeugen an den Start? Hintergrund: Zum Launch in Hamburg werden Kia e-Niro-Modelle eingesetzt, die für den Betrieb aus einem Rechenzentrum mit sogenannten Tele-Fahrern von Vay umgerüstet werden. CEO Thomas von der Ohe erklärt: "Wir nutzen elektrische Kia Fahrzeuge, weil wir in den USA eine Firma übernommen haben, die bereits Erfahrung mit der Software und den elektronischen Schnittstellen von Kia hatte. Es gab hier also die größte Vorerfahrung."
Für diejenigen, die den Hype um Vay in den vergangenen Wochen nicht mitbekommen haben, hier noch einmal kurz zusammengefasst das Konzept: Ein Kunde fordert ein Carsharing-Auto an, bekommt aber nicht wie bei DriveNow und anderen Anbietern den Standort eines Fahrzeugs angezeigt und begibt sich zu Fuß dorthin, sondern das Auto wird direkt zur Position des Kunden gebracht. Gesteuert von einem Telefahrer, der nicht selbst im Fahrzeug sitzt, sondern den Kia e-Niro ferngesteuert über die Straßen lenkt. Der Telefahrer sitzt dafür in einer Art Fahrsimulator, der im weitesten Sinne denen von eSport-Rennfahrern ähnelt. Alle Pedale sind nachgebaut, große Bildschirme vor dem Telefahrer liefern eine 360-Grad-Sicht rund um das Auto.
Gründer Thomas von der Ohe beschreibt seine Vision im Gespräch mit der Automobilwoche so: "Unser Ziel ist, dass wir in Europa im Bereich Autonomes Fahren federführend sind und uns gegen die Wettbewerber aus China, oder den USA durchsetzen. Dafür sind wir aus dem Silicon Valley zurück nach Deutschland gekommen. Wir haben unser Hauptquartier in Berlin, haben ein Unternehmen an der US-Westküste aufgekauft und jetzt auch ein weiteres Büro in Hamburg eröffnet. Wir planen unsere Services global auszurollen."