VW-Markenchef Herbert Diess steht vor einem Karrieresprung: Berichten zufolge soll er Nachfolger von Matthias Müller als Konzernchef von Volkswagen werden. Auf den ersten Blick eine logische Wahl: Der frühere BMW-Manager ist erst seit Juli 2015 bei VW, kam also kurz vor dem Bekanntwerden des Abgas-Skandals. Damit gilt es als fast ausgeschlossen, dass er das Ziel staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen wird – was bei nahezu allen anderen VW-Vorständen möglich ist, weil immer noch nicht restlos geklärt ist, wer den Auftrag zu dem millionenfachen Betrug gegeben hat und wer wann darüber informiert wurde. Einzige Ausnahme: Momentan wird ermittelt, ob VW die Aktionäre zu spät über die Entdeckung von "Dieselgate" informiert hat. In der fraglichen Zeit Mitte September war Diess bereits in Wolfsburg.
Diess, der von 2007 bis 2014 bei BMW beschäftigt war und seit 2012 den Posten des Entwicklungsvorstands bekleidet hat, gilt als extrem ehrgeizig. Er galt als schärfster Konkurrent von Harald Krüger im Rennen um die Nachfolge von Norbert Reithofer und als einer der Favoriten. Als der Aufsichtsrat sich für Krüger entschied, verließ Diess das Unternehmen. Ferdinand Piech persönlich, damals noch nahezu allmächtiger VW-Aufsichtsratschef, soll ihn nach Wolfsburg geholt haben, weil er mit der Entwicklung der Kernmarke VW Pkw unzufrieden war. Piechs Zögling Martin Winterkorn, der zuvor Konzern und Marke in Personalunion geführt hatte, dürfte davon alles andere als begeistert gewesen sein.