Warum Gebauer & Griller den Schritt nach China wagt

Der österreichische Kabelhersteller Gebauer & Griller hat den Sprung nach China gewagt. Ende August hat der Zulieferer ein Werk in Shenyang in der Provinz Liaoning eröffnet. Zudem gehören unter anderem Standorte in Indien, Mexiko und der Republik Moldau zum Werkeverbund.

Die Entscheidung für ein Werk in China war in erster Linie kundengetrieben. „Unser erster Kunde ist BMW“, erklärt Geschäftsführer Axel Blasko. Der zweite Abnehmer wird ebenfalls ein deutscher Hersteller sein. „Wir streben jedoch auch die Zusammenarbeit mit chinesischen Auto-Firmen an“, ergänzt der Manager. „Irgendwann muss man als Zulieferer vor Ort sein, wenn man globale Plattformen der Fahrzeughersteller bedienen will“, erläutert der Manager.

In Shenyang werden rund 150 Mitarbeiter auf etwa 3000 Quadratmeter Fläche Batterieleitungssätze, Versorgungsleitungen und Energiebordnetze herstellen. Bis zum Jahr 2021 ist in Shenyang eine Verdoppelung der Mitarbeiterzahl sowie der Produktionsfläche geplant.

„Wir sind jetzt in den chinesischen Markt nicht mit der Fertigung von Kabeln eingetreten, sondern mit der Kabelkonfektion, also der Weiterverarbeitung von Kabeln zu Kabelsätzen.“ Diese spielen in der Energieversorgung von Fahrzeugen eine Rolle.

Zudem ist der Zulieferer damit beschäftigt, in China Entwicklungsaktivitäten aufzubauen, um lokal am Markt agieren zu können. „Die Kunden akzeptieren nicht mehr, wenn man erst in der Heimat im Headquarter nachfragen muss“, so seine Erfahrung.

Das Investment liegt im niedrigen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. „Das liegt auch daran, dass wir eine Halle mieten konnten und nicht neu bauen mussten“, erklärt Blasko.

Bislang hatte Gebauer & Griller den asiatischen Markt aus Europa heraus bedient. „Generell gilt für China, das man zuerst investieren und vor Ort präsent sein muss, um überhaupt eine Chance zu bekommen, Geschäft zu generieren“, so Blasko, der vor seinem Engagement bei Gebauer & Griller untern anderem beim Kabel- und Bordnetzanbieter Leoni Erfahrungen in China sammeln konnte.

Blasko stellt fest, dass die Kontakte in China im Lauf der Jahre professioneller geworden sind. Sei es bei administrativen Abläufen, dem Eintragen einer Firma oder der Zusammenarbeit mit lokalen chinesischen Kunden. „Die Mitarbeiter in China sind durchschnittlich besser ausgebildet und industrieerfahrener als das noch vor Jahren der Fall war. Heute ist es deutlich schwieriger, in Osteuropa geeignete Arbeitskräfte zu finden als in China“, erklärt Blasko.

Mittelständlern, die noch nicht den Schritt nach China gewagt haben, rät er mit chinaerfahrenen Unternehmensberatern oder der Industrie- und Handelskammer zusammenzuarbeiten. „Vielen Mittelständlern ist nicht bewusst, dass es eine Reihe von Investoren in China gibt, die speziell nach Firmen Ausschau halten, die in China noch nicht aktiv sind. Häufig geschieht der Markteintritt dann in Form von Joint Ventures“, so Blasko.

Für das Geschäftsjahr 2017/2018 (endet am 31. März) erwartet das Familienunternehmen einen Umsatz von 430 bis 450 Millionen Euro. „Im Geschäftsjahr 2019/2020 wollen wir die Marke von 500 Millionen Euro knacken“, erklärt der Geschäftsführer.

Der chinesische Umsatzanteil wird seiner Einschätzung nach in den nächsten drei Jahren wohl unter der Zehn-Prozent-Schwelle bleiben. „Das liegt auch daran, dass sich unsere Geschäfte in Europa und Mexiko stark entwickeln“, erläutert Blasko.

Das inhabergeführte Unternehmen wurde 1940 in Wien gegründet und beschäftigt an 13 Standorten weltweit etwa 4000 Mitarbeiter.

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