Bei den Jamaika-Verhandlungen in Berlin war es am Ende nicht mehr um die strittigen Themen der Automobilindustrie gegangen. FDP-Chef Christian Linder etwa machte die Differenzen beim Soli für das Scheitern der Gespräche verantwortlich. Die von der CSU so vehement abgelehnte Blaue Plakette für eine bundeseinheitliche Regelung von Einfahrtbeschränkungen in belastete Innenstädte schien dagegen in greifbare Nähe gerückt, zumal sich die Grünen im Gegenzug von einem strikten Verbot des Verbrennungsmotors zum Jahr 2030 verabschiedet hatten. Doch nun droht in Berlin eine langwierige Hängepartie, im schlimmsten Fall sogar Neuwahlen – ein klarer Fahrplan in Sachen Luftreinhaltung lässt damit weiter auf sich warten.
Die Autoindustrie verfolgt die Entwicklung daher mit sichtlichem Unbehagen. „Unser Land verträgt keinen Stillstand. Es müssen wichtige Entscheidungen für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands getroffen werden", monierte VW-Chef Matthias Müller. Und Bosch-Mobility-Chef Rolf Bulander sprach bei einer Veranstaltung zur Luftqualität in Städten von einer "großen Verunsicherung" der Verbraucher. Die lässt sich belegen: So sind die Diesel-Zulassungen in den vergangenen Monaten in Deutschland dramatisch eingebrochen. Im Oktober entschied sich aus Angst vor möglichen Fahrverboten nur noch jeder dritte Käufer für einen Selbstzünder – ein Minus von knapp 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr.