Herr Kistler, Sie haben die Entwicklung des iX vom ersten Tag an verantwortet. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie das Auto jetzt auf deutschen Straßen in den Händen der Kunden sehen?
Johann Kistler: Dass die Autos jetzt beim Kunden ankommen, ist der Höhepunkt unserer Arbeit. Als Entwickler sind wir die letzten Jahre eher im Verborgenen tätig gewesen und durften nicht viel über das, was wir tun, erzählen. Jetzt können wir unser Fahrzeug präsentieren und das ist ein sehr emotionales Erlebnis für mich.
Was haben Sie selbst mit dem Auto erlebt?
Ich bin mit meinem iX bisher schon mehr als 15.000 Kilometer mehrfach durch ganz Deutschland gefahren, habe Händler besucht und an Presseveranstaltungen teilgenommen. Ich war selten für Autos verantwortlich, die so auffallen, dass andere Verkehrsteilnehmer neben mir herfahren, das Fahrzeug von vorne oder von hinten filmen, oder mir sogar den hochgestreckten Daumen zeigen. Das macht einen dann natürlich schon stolz.
Welche Veränderungen haben Sie persönlich erlebt?
Nun, als ich 1974 angefangen habe zu studieren, hatten wir autofreie Sonntage. Und trotzdem hatte unsere Branche eine Zukunft. Die Automobilindustrie wird immer Wege finden, um zukunftsfähig zu bleiben. Sich aus der Komfortzone rauszubewegen, tut nur eben manchmal weh. Für mich war diese Bereitschaft zum ständigen Wandel schon immer wichtig, ein gutes Beispiel war der Siebener-Anlauf im Jahr 2001. Schon bei diesem Auto haben wir auf Seiten Elektronik und Vernetzung einen riesigen Schritt gewagt. Aber ich weise auch darauf hin, dass wir mit guter Software oder großen Bildschirmen alleine sicher kein Auto verkaufen werden – da muss selbstverständlich nach wie vor auch Emotion drin sein, eben Freude am Fahren. So kenne ich BMW seit 43 Jahren und so will ich BMW auch die nächsten Jahrzehnte erleben.
War die Entwicklung des iX Ihr schwerster Auftrag bei BMW?
Nein.
Warum nicht?
Wissen Sie, mein Vater war Kraftfahrzeugmechaniker und ich habe schon als junger Bub an meinem Moped geschraubt, Trommelbremsen selber genietet, oder Auspuffanlagen verschweißt. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, ausgehend von meiner mechanischen Vorerfahrung, dann fällt mir eher der angesprochene Siebener im Jahr 2001 ein. Das war für mich damals mindestens ein genauso großer Sprung wie jetzt beim iX.