Aus Sicht von Matthias Müller, Vorstands-Vorsitzender des VW-Konzerns, entwickelt sich China zum einem Lead-Market, wenn es um die Mobilität der Zukunft geht. Das betreffe sowohl die Elektrifizierung der Fahrzeuge als auch deren Konnektivität, die Digitalisierung und mobile Dienstleistungen im weitesten Sinn. „Mit unserer Strategie 2025 Together setzen wird die richtigen Akzente und werden das Thema aktiv mitgestalten. Es liegt an uns, diese Dinge mit aller Konsequenz voranzutreiben.“
Für China bedeute das beispielsweise, dass allein in diesem Jahr 30 neue Modelle angeboten werden. Bis 2020 will VW zudem pro Jahr 400.000 elektrifizierte Autos pro Jahr auf dem hart umkämpften chinesischen Markt verkaufen. Dabei müssten vor allem auch die zum Teil extrem strengen Emissionsstandards erfüllt werden. „Dafür sind wir gut aufgestellt.“
Müller unterstreicht in diesem Zusammenhang, dass der seit 34 Jahren in China erfolgreiche Konzern noch chinesischer werde. Dazu trage die angekündigte weltweite Dezentralisierung mit mehr Entscheidungsfreiheit für alle Regionen massiv bei. „Wir haben im vergangenen Jahr vier Millionen Autos in China verkauft. Ein plus von zwölf Prozent und damit weit über den Planungen. Unsere führende Position wollen wir nicht nur verteidigen, sondern sie weiter ausbauen.“ So wie in China werde man auch in allen anderen Teilen der Welt auf die Bedürfnisse der jeweils dort beheimateten Menschen hören und darauf reagieren. „Wenn wir das schaffen, können wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken.“
In China trage dazu die jetzt gestartete SUV-Offensive bei, wie China-Chef Jochem Heizmann betont. Nach dem Tiguan folge der Terramont und der Skoda Kodiaq. Dazu kommen zehn neue lokal produziert SUV. Ein Segment, das im ersten Quartal erstmals einen größeren Anteil habe als die hier traditionell starken Stufenhecklimousinen. Wichtig sei aber auch, die Elektrifizierung voranzutreiben. Bereits 2018 werde das erste gemeinsam mit JAC produzierte rein batterieelektrisch angetriebene Auto auf den Markt kommen. Damit würde Volkswagens drittes Joint Venture in China schon im nächsten Jahr Früchte tragen.
Zwar fehlt noch die offizielle Zusage der Regierung, dass VW diese Zusammenarbeit mit JAC gestattet wird – erlaubt sind in China nur zwei Joint-Venture-Verträge. Doch es gibt eine Sondermöglichkeit, die in diesem Fall greifen könnte. Wenn alles wie vorgesehen klappt, werden im Rahmen dieser Partnerschaft im Laufe der kommenden Jahre mehrere E-Fahrzeuge entstehen. Die werden dann aber ausschließlich für den chinesischen Markt gebaut und nicht in Konkurrenz zu VW-Produkten stehen.
Anders sieht es mit dem I.D. Crozz aus. Die Elektro-Studie, aufbauend auf dem im vergangenen Jahr auf dem Pariser Autosalon gezeigten Showcar I.D., wird ihre Premiere als Serienfahrzeug auch in China feiern. Und das den Planungen zufolge 2021. Das CUV mit coupéförmigem Karosseriedesign und SUV-Anleihen rollt dann vermutlich zunächst von Bändern eines chinesischen Werkes von SALC Volkswagen oder FAW Volkswagen, wird später dann aber auch in Deutschland gebaut und angeboten. Die Idee beim I.D. Crozz – und damit voraussichtlich auch beim I.D. - ist, dass der Kunde sich beim Kauf für die gewünschte Reichweite entscheiden kann, die er für seinen Bedarf benötigt. Dazu ist die im Boden liegende Batterie wir eine Schokoladentafel gegliedert und kann entsprechend erweitert oder verkleinert werden.
Christian Senger, Chef der e-Produktlinie, spricht dabei von einer Startreichweite von 350 Kilometer. Die könne dann als Option auf mindestens 400 oder 500 Kilometer erweitert werden. Den Erfolg der E-Mobilität macht Senger fest an Preis, Reichweite, Infrastruktur der Ladestationen, Design sowie der Flexibilität des Innenraums. Und das alles biete der I.D. in beiden Varianten.
„Diese Elektro-Familie steht für den Wechsel. Wir wollen und werden damit die Führungsrolle bei dieser Form der Mobilität übernehmen.“ Der Bau der E-Mobile sei aufgrund der Architektur in jedem bestehenden Produktionsstandort möglich. Deshalb kündigt Senger auch bereits die Produktion einer E-Limousine und eines etwas größeren E-SUV (beides im Mid-Size-Segment) in absehbarer Zukunft an.
Lesen Sie auch:
Zulieferer nehmen verstärkt chinesische Autobauer ins Visier