Der ID3 war nur das Vorspiel. Denn so wichtig der "Golf der neuen Zeit" als Leuchtturm der elektrischen Absichten in Wolfsburg auch sein mag, ist er ein rein europäisches Phänomen und in großen Ganzen deshalb nur eine kleine Nummer. Doch wenn VW jetzt nur wenige Wochen später den ID.4 nachschiebt, dann machen die Niedersachsen Ernst mit der Mobilisierung der Massen. Denn als halbwegs kompaktes SUV aus den Modularen Elektrifizierungsbaukasten MEB bedient er lange Fünfsitzer nicht nur das wachstumsstärkste Segment im globalen Geschäft. Sondern mit der Stammproduktion in Zwickau, zwei Werken in China und einem in den USA wird er zudem zum ersten MEB-Auto für die ganze Welt. Und wenn man sich anschaut, wie deutlich der Tiguan beim Absatz mittlerweile den Golf überholt hat, dann bestehen an der Führungsrolle des ID.4 kaum mehr Zweifel – selbst wenn er rund 7000 Euro teurer ist als ein ID.3 und deshalb bei rund 37.000 Euro starten wird.
Dafür gibt es einen knapp 4,60 Meter langen Fünfsitzer, der bei identischem Radstand von 2,77 Metern deutlich mehr Platz bietet als der ohnehin schon geräumige ID3. Nicht nur der deutlich längere Tiguan Allspace kann sich vor allem von der Beinfreiheit im Fond etwas abschneiden und bei knapp 600 Litern Kofferraum nur mühsam ein paar Punkte machen. Sondern auch das Tesla Model Y, das ja nur ein paar hundert Kilometer nördlich des ID4 in Grünheide vom Band laufen soll, sieht plötzlich nicht mehr ganz so gut aus: Es mag neben dem für VW ungewöhnlich organisch, fast schwülstig gezeichneten ID4 zwar lean und clean wirken, und die Coolness im radikal reduzierten Cockpit ist unerreicht. Doch obwohl noch eine Handbreit länger als der ID4 und sogar als Siebensitzer angekündigt, fehlen den Amerikanern zum VW innen sechs Zentimeter, sagen die Entwickler stolz. Und wo beim ID3 die Materialauswahl vor allem im Fond so knauserig ist, dass selbst ein Tesla nobel wirkt, hat VW beim ID4 kräftig nachgelegt, mehr Softtouchlacke verstrichen und reichlich Zierrat installiert.