Herbert Diess ist ein selbstbewusster Mann. Als er im April 2018 an die Spitze von VW trat und sich daran machte, den Konzern konsequent auf Elektromobilität umzustellen, muss ihm klar gewesen sein, dass es nicht einfach werden würde. Er hat es dennoch versucht und ist dabei schon beachtlich weit gekommen. Allerdings hat er es auch geschafft, sich mit dem Betriebsrat und dem Aufsichtsrat gleichzeitig anzulegen.
Auseinandersetzungen zwischen Vorstand und Betriebsrat sind dabei noch relativ normal, auch wenn sie bei VW meist etwas anders ablaufen als in anderen Unternehmen, weil der Betriebsrat dort mächtiger ist. Der Streit zwischen Diess und dem Aufsichtsrat hätte aber nicht sein müssen. Im Sommer hatte Diess dem Gremium Straftaten vorgeworfen und war daraufhin nur knapp seiner Entlassung entgangen.
Sicher könnte und sollte ein Konzernchef diplomatischer auftreten. Aber VW braucht dringend einen radikalen Kurswechsel und da ist ein klares Wort manchmal angebracht. VW sollte froh sein, einen tatkräftigen Modernisierer wie Diess zu haben.
Momentan ist der Frieden wieder hergestellt – Diess bekommt zwar keine Vertragsverlängerung, aber die "volle Unterstützung" des Aufsichtsrats, zudem hat er seine Kandidaten für den Vorstand durchgesetzt. Zusammen mit Markus Duesmann kann er nun den Kampf gegen Tesla aufnehmen.
Der Kurs von Diess ist richtig und VW hat es ihm zu verdanken, dass das Unternehmen noch vergleichsweise gut dasteht. Aufsichtsrat und Betriebsrat sollten seinen Kurs stützen, denn der Konzern kann nur dann weiterhin vielen Menschen Arbeitsplätze bieten, wenn er entsprechend erfolgreich ist.
Lesen Sie auch:
IT-Vorstand kommt: VW konkretisiert Elektro-Pläne für Stammwerk
Vorläufiges Ende einer riskanten Machtprobe: Das erneute Beinahe-Zerwürfnis an der VW-Spitze
Aus dem Datencenter: