Herr Brendel, Audi hat seinen Sitz in Ingolstadt, die Denkwerkstatt hingegen in Berlin. Muss es bei der Zusammenarbeit mit Start-ups immer Berlin sein?
Es muss nicht immer Berlin sein. Aber wir wollen mit Start-ups an urbanen Themen arbeiten. Was liegt da näher, als in das Herzstück der europäischen Start-up-Szene zu gehen, nach Berlin. Wir finden dort Kunden, die die Bedürfnisse des urbanen Umfelds richtig beschreiben können. Denn wir arbeiten kundenzentriert. Man kann ein solches Konzept aber natürlich auch in anderen Metropolen umsetzen.
Sie wollen ein Thema innerhalb von sechs Monaten bis zum getesteten Geschäftsmodell bringen. Schränkt die Festlegung auf sechs Monate Projektdauer nicht unnötig ein?
Nach sechs Monaten wollen wir einen Prototypen haben und einen potenziellen Kunden definiert haben, der genau diesen braucht. Wir haben vor dem Start der Denkwerkstatt ein Jahr lang verschiedene Teamgrößen und Projektzeiträume getestet, von drei bis zwölf Monaten. Dabei haben wir festgestellt, dass der Durchbruch meist nach drei bis vier Monaten kam und dann noch ein wenig Zeit für die Validierung nötig war. Sechs Monate haben sich für unser Modell daher als ideal herauskristallisiert.
Wie werden die Themen der Denkwerkstatt festgelegt?
Wir sind in engem Austausch mit den Kollegen aus dem Innovationsmanagement, der Unternehmensstrategie und auch mit unseren Satelliten in der Welt, wie unseren Büros von Audi Innovation Research in San Francisco und Peking. Und wir schauen in der Start-up-Szene nach aktuellen Trends. Dann definiert die Kernmannschaft der Denkwerkstatt, welche Themenfelder wir bearbeiten wollen. Eines davon widmet sich gerade der Frage, wie wir elektrische Mobilität im urbanen Umfeld ermöglichen können. Die Teams, die zu uns kommen, beschäftigen sich mit dieser Frage und können darin ihre eigene Leidenschaft finden, ihre eigene Idee, für die sie brennen.
Gibt es dann einen direkten Austausch mit der Stadt Berlin, um die Problemfelder bei der elektrischen Mobilität zu erfahren?
Mit der Stadt selbst gibt es keinen direkten Austausch, aber mit den Menschen, die Mobilität nutzen. Unsere Partner aus der Start-up-Szene sind ja häufig an der Schnittstelle Stadt-Mobilität-Kunde angesiedelt. Mit ihnen tauschen wir uns intensiv aus. Wir haben auch einige Kollegen von Audi in Berlin sitzen, die einen engen Draht zu Stadtverwaltung und zum Parlament haben. Wir versuchen alles aufzusaugen und uns daraus unsere eigene Landkarte zu machen, um zu definieren, was wir innerhalb von sechs Monaten bewegen können. Es werden normalerweise drei Themen parallel von der Denkwerkstatt bearbeitet, derzeit sind es sogar vier Themen. Sie werden jeweils von vierköpfigen Teams bearbeitet. Unter anderem beschäftigen wir uns gerade mit der Frage, wie die Menschen am meisten aus ihrer Zeit im Pendelverkehr machen können. Auch mit Drohnen beschäftigen wir uns. Im Werk Neckarsulm etwa suchen Drohnen schon heute Thermolecks. Hier suchen wir weitere Anwendungsbereiche. Zudem arbeiten wir an einer Vergleichsplattform für Elektroautos.
Also spritmonitor.de für E-Autos?
Es ist heute noch zu früh, konkret darüber zu sprechen. Unsere Kollegen stecken gerade mitten in der Ausarbeitung ihrer Ideen. Allerdings geht die Plattform in diese Richtung. Sie soll zeigen, wie gut unsere E-Modelle im Wettbewerbsvergleich sind.
Herr Brendel, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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Einen ausführlichen Hintergrundbericht über Audis Denkwerkstatt lesen Sie hier.