Abschied von den fetten Jahren

Die Volkswagen Finanztochter VWFS kehrt zur Normalität zurück. Nach zwei außergewöhnlichen Gewinnjahren rechnet die Bank im laufenden Jahr mit einem operativen Ertrag von rund 3,5 Milliarden Euro. "Wir gehen jetzt runter und schwingen einmal durch", sagte VWFS-Finanzchef Frank Fiedler bei der Jahrespressekonferenz in Frankfurt. Dann gehe es wieder nach oben.

Im "Normalzustand" strebe VWFS einen operativen Ertrag von vier Milliarden Euro an. Bis spätestens 2025 will VWFS-Chef Christian Dahlheim diesen erreichen. Das wäre ein deutliches Plus zur Vor-Corona-Zeit: 2019 fuhr VWFS einen operativen Gewinn von 2,9 Milliarden Euro ein. In den Ausnahmejahren 2021 und 2022 erzielte VWFS nahezu das Doppelte: Mit einem operativen Gewinn von 5,6 Milliarden Euro lag das Ergebnis in 2022 nur knapp (-1,2 Prozent) unter dem Rekordjahr 2021.

Erneut waren außergewöhnliche Faktoren für den satten Gewinn verantwortlich, allen voran die hohen Restwerte. Jeden Leasingrückläufer konnte VWFS deutlich über dem eingeplanten Restwert verkaufen. Die Risikokosten waren sehr gering. Das jedoch ändert sich mit der Rückkehr zum Normalmarkt. Je schneller der Markt zur Normalität zurückkehrt, desto stärker sinken die Gebrauchtwagenpreise. "Der Gebrauchtwagenpreis geht aber nicht schlagartig nach unten, er hält sich auf längerer Sicht auf höherem Niveau", sagte Fiedler.

Demnach lag der Preis für einen drei Jahre alten Gebrauchten zu den Peak-Zeiten bei rund 60 Prozent des Neuwagenpreises. Normal seien etwa 50 Prozent, so Ziegler. Man sei nun auf dem halben Wege zurück. Jedoch: "Wir erwarten nicht, dass die Preise weiter fallen."

Hinzu kommen die steigenden Zinsen. Diese bekommt VWFS gleich dreifach zu spüren:

• Das Neuwagengeschäft wird teurer.
• Die Refinanzierung des bestehenden Portfolios erhöht sich.
• Die Fahrzeuge, die vor den Zinssprüngen verkauft wurden, müssen zum aktuellen Zins refinanziert werden.

Durch den erwarteten Anstieg des Neuwagenabsatzes rechnet VWFS wieder mit mehr Vertragsabschlüssen. Knapp 22 Millionen Verträge zählte der Dienstleister im vergangenen Jahr (-0,3 Prozent), dabei gingen die Vertragszugänge um 0,7 Prozent auf 7,8 Millionen Stück zurück.

Parallel zur Normalisierung des Marktes will Dahlheim die Transformation zur Mobilitätsplattform weiter vorantreiben. Europcar steht dabei im Mittelpunkt. Gemeinsam mit der Porsche Bank hat VWFS eine Pilotphase für eine neue Mobilitäts-App in Wien gestartet. Dabei gibt der Kunde an, wie lange er das Wunschfahrzeug nutzen will und erhält das entsprechende Angebot – Miete, Abo, Leasing. Die App soll künftig in Angebote der jeweiligen Marken integriert werden.

Bislang spielt laut Dahlheim das Abo noch eine untergeordnete Rolle: "Die Stückzahlen sind noch bescheiden." Er verwies auf die schwierige Auslieferungssituation. "Mit steigenden Auslieferungen wird das Abo zum systemrelevanten Produkt."

Für die Wiedervermarktung der Rückläufer will VWFS als zweite Säule der Transformation zum Mobilitätsdienstleister seine markenübergreifende B2B-Gebrauchtwagenplattform weiter ausbauen. Ein wesentlicher Schritt sei im vergangenen Jahr gemacht worden, so Dahlheim. Rund 250.000 Fahrzeuge von Seat, Skoda und Volkswagen hat VWFS im vergangenen Jahr darüber vermarktet. Bis 2025 sollen es rund 850.000 Fahrzeuge sein. "Unser präferierter Absatzkanal für Gebrauchtwagen ist immer der Handel", sagte der VWFS-Chef.