Doch es sind vor allem die qualifizierten Arbeiter für die anspruchsvollen Aufgaben in der Automobilfertigung, die Vinfast fehlen und die den größten Unterschied zu den besten deutschen Automobilwerken in Wolfsburg, Ingolstadt, Neckarsulm, München, Dingolfing und Sindelfingen machen. Aktuell fährt das Werk einen achtstündigen Einschichtbetrieb mit einer Taktzeit von zwei Minuten (!) in der Produktion. Nur etwa 40 bis 50 Autos pro Tag werden so fertiggestellt.
Michael Johnson sagt zu den Anlaufschwierigkeiten: "In der Automobilindustrie heißt es ja sonst, man solle nie ein neues Produkt in ein neues Werk vergeben. Wir haben aber keine Wahl. Wir müssen es tun." Zudem werden nach Angaben des Produktionsplaners aktuell Fertigungsabläufe geprüft und optimiert, so dass noch langsamer gearbeitet werde als üblich.
Die Arbeiter am Band hingegen machen nicht den Eindruck, anders als sonst zu arbeiten. Jede Station an den Montagebändern ist – aufgrund der niedrigen Arbeitskosten in Vietnam – opulent mit Mitarbeitern besetzt. Doch was die Produktionseffizienz massiv beeinträchtigt: Feste Abläufe, klare Strukturen, organisierte Vorgänge, gibt es kaum. Den Großteil des Tages verbringen die Arbeiter (rund 6000 sind angeblich aktuell im Werk beschäftigt - zu überprüfen war das nicht) mit Warten auf das nächste Fahrzeug, um dann wieder kurz ihre jeweilige Aufgabe zu verrichten. Und selbst dabei sind nicht immer alle Arbeiter vollständig beschäftigt.
Aktuell baut Vinfast die 5000 Autos für den Marktstart in den USA und konzentriert sich auf deren Verladung und Logistik. Erst danach ist Europa an der Reihe. Dass das Tempo dafür deutlich erhöht werden muss, um überhaupt genug Autos für beide Markteintritte zu haben, ist Vinfast klar. Offen ist, ob dieses höhere Tempo mangels qualifizierter Mitarbeiter aber dauerhaft zu stemmen ist. Von den 1200 Robotern von ABB und FFT im Karosseriebau waren nur wenige in Betrieb, der Großteil in der riesigen Halle war zwar einsatzbereit, aber wurde nicht genutzt.