Gefragt, warum es CarGurus gelingen sollte, das Duopol von Mobile.de und AutoScout24 aufzubrechen, nennt Sanson drei Aspekte. Zum einen den von ihm wahrgenommenen Wunsch des Handels nach einer Alternative, zum zweiten die Tatsache, dass es der Plattform auch in den USA gelungen sei sich gegen etablierte Konkurrenz durchzusetzen. Zum dritten verweist Sanson auf den Transparenz-Ansatz von CarGurus, bei dem jedem Preis durch einen Algorithmus eine Bewertung von "Super Deal" bis "kritisch" zugeordnet wird.
In Deutschland ist diese Bewertung allerdings nicht mehr neu, auch AutoScout24 bietet seit Februar ein ähnliches Tool, wobei man dort bisher auf negative Bewertungen verzichtet. Bei Mobile.de soll bis zum Spätsommer eine Preisbewertung kommen.
Vergleich der Akteure in den Heimatmärkten | |
| Zahlende Händler | Unique Visitors(Mobile.de inkl. Motortalk) | |
CarGurus | 23.000 | 23 Mio. | |
Mobile.de | 43.000 | 13,5 Mio. | |
AutoScout24 | 24.500 | 6,1 Mio. | |
Zahlen zu CarGurus beziehen sich auf die USA, zu den anderen beiden Börsen auf Deutschland | |
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Grundsätzlich zeigen sich die beiden deutschen Platzhirsche angesichts der neuen Konkurrenz entspannt. "Als klarer Marktführer mit der größten Reichweite, dem größten Fahrzeugangebot und mehr als 20 Jahren Erfahrung scheuen wir grundsätzlich keinen Wettbewerb. Wir erzeugen bereits seit vielen Jahren mehr Transparenz, von der Autokäufer und Autohändler profitieren, beispielsweise mit unseren Händlerbewertungen", sagt Mobile.de-Chef Malte Krüger.
Bei AutoScout24 verweist man ebenfalls auf eigene Stärke: "Mit einer Markenbekanntheit von 90 Prozent, 2,4 Millionen Fahrzeugangeboten und zehn Millionen Nutzern pro Monat unterstützen wir Konsumenten und Autohäuser gleichermaßen", betont Felix Frank, Vice President Customer Marketing & Product. "Wir sind seit fast 20 Jahren am Markt. Der Ansatz unseres Online-Marktplatzes ist, Autokäufer und Autohäuser zusammenzubringen. Wir helfen dem Konsumenten mit Informationen und Tools, online schnell und einfach das für ihn passende Auto zu finden. Wir glauben aber auch, dass anschließend der direkte Kontakt zum Händler und dessen Beratung ein sehr wichtiger Bestandteil beim Autokauf ist – und das auch in Zukunft bleiben wird."
In den USA kommt CarGurus derzeit auf 23.000 zahlende und insgesamt 40.000 teilnehmende Händler sowie 23 Millionen Unique Visitors pro Monat. Das Basispaket für den Handel ist dabei kostenlos. CarGurus verdient an Upgrade-Angeboten. Insgesamt sei man beim Preis unter den etablierten Anbietern, sagt Sanson.
"Wir freuen uns, dass Bewegung in den Markt kommt", sagt Ansgar Klein, der Vorsitzende des Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK) zum Markteintritt von CarGurus. Man begrüße alles, was den Wettbewerb fördere und er habe den Eindruck, "dass die beiden etablierten Börsen das durchaus ernst nehmen". Ob die neue Konkurrenz die Etablierten bei den Preisen unter Druck setzen könne, bleibe aber abzuwarten. "Die wollen ja auch Geld verdienen, nur nehmen sie es vermutlich an einer anderen Stelle."
Insgesamt beobachte man die Entwicklung von CarGurus "aufmerksam und kritisch", sagt Klein. Der kritische Blick gilt dabei insbesondere den Preisbewertungen, die die Börse als ihr besonderes Merkmal sieht. "Generell gilt, dass nicht einfach jeder durch die Gegend rennen und nach irgendeinem System Bewertungen verteilen sollte", sagt Klein. "Wir begrüßen Transparenz aber solche Systeme bergen immer auch die Gefahr einer Fehlsteuerung. Denn alles, was der Algorithmus nicht abbildet, aber Geld kostet, wird dann möglicherweise abgestellt: Die halbe Stunde Zeit, um das Auto bei der Übergabe zu erklären oder die Blume für die Kundin."
Den Einstieg in den deutschen Markt hat CarGurus geschafft, sich auf Dauer zu etablieren und Geld zu verdienen dürfte allerdings durchaus herausfordernd werden. Das ist auch Sanson bewusst. "Wir wissen, dass Deutschland ein schwieriger Markt ist", sagt er.
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