Im deutschen Autohandel wächst der Unmut über das Lieferchaos infolge des anhaltenden Chipmangels. "Wir haben mittlerweile fast überall Einschränkungen", sagte Andreas Henkel, Verkaufsleiter beim Mercedes-Autohaus Felix Kloz in Stuttgart, der Automobilwoche. Mal fehle die elektrische Heckklappe, mal sei die Lichtfunktion eingeschränkt. Die Fahrzeuge würden dann auf Kosten des Herstellers nachgebessert. Lieferzeiten von über einem Jahr für Endkunden seien für fast alle Modelle an der Tagesordnung. Viele Händler bekämen gar keine Fahrzeuge mehr. Mit Blick auf das Geschäft sagte Henkel: "Die Stückzahlen sind drastisch nach unten gegangen, auch bei den Gebrauchtfahrzeugen." Er rechnet erst für Ende 2022 mit einer Besserung.
Christian Rönsch, Geschäftsführer des Schleswig-Holsteiner BMW-Händlers May & Olde, bestätigt gegenüber der Automobilwoche:"BMW lässt die Produktion weiterlaufen, schränkt aber die Sonderausstattung ein. Die Fahrzeuge werden ohne entsprechende Extras uns Händlern angeliefert. Werden uns die Extras nach einigen Tagen geliefert, rüsten wir die Fahrzeuge nach." Rönsch sagt über die angespannte Marktsituation: "BMW ändert die Produktion seiner Sonderausstattung quasi im Zwei-Wochen-Takt. Das ist für uns nicht planbar, entsprechend schwierig ist es in der Kommunikation mit dem Kunden. Wir müssen den Kunden häufig vertrösten und die Bestellung neu aufsetzen."
BMW bestätigte der Automobilwoche, dass Autos in der Produktion stellenweise nicht fertiggestellt werden. Ein Konzernsprecher: "Die eingeschränkte Verfügbarkeit von Halbleiter-Komponenten wirkt sich auch bei uns auf die Produktion aus. Wie auch bei anderen OEMs können bei uns Fahrzeuge zum Teil aufgrund eines fehlenden Halbleiterteils aktuell nicht fertiggestellt werden. Die hohe Flexibilität in unserem Produktionssystem ermöglicht es uns, auf kurzfristig verfügbare Komponenten schnell zu reagieren und diese Fahrzeuge zügig für unsere Kunden fertigzustellen."