Wohl kaum ein neues Modell von Mercedes ist in den vergangenen Jahren mit solcher Spannung erwartet worden wie der EQC, der nun in Stockholm vorgestellt wurde. Zwar haben die Stuttgarter mit der B-Klasse und dem Smart bereits rein elektrische Autos auf der Straße. Doch erst der EQC steht für den Aufbruch in eine neue Ära. Er trägt erstmals den Namen der neuen Produktfamilie. Er hat mit 400 Kilometer Reichweite und der Möglichkeit des Schnellladens eine Praxistauglichkeit, die ihn als Erstfahrzeug im Haushalt auch für einen größeren Kundenkreis interessant macht. Und er soll den Beweis erbringen, dass die deutsche Autoindustrie im Premiumsegment dem kalifornischen Elektropionier Elon Musk die Stirn bieten kann.
Dennoch ist der erste EQC noch erkennbar ein Verbindungsglied aus alter und neuer Welt. Die Serienversion des EQC orientiert sich stärker am Basismodell GLC als die vor zwei Jahren in Paris präsentierte Studie und beruht noch auf der gleichen Architektur. So hat der EQC einen konventionellen Kühlergrill mit Lamellen bekommen statt des reinen Black Panel mit Beleuchtung. Die digitalen Rückspiegel haben es – anders als bei Audis e-tron – nicht in das Kaufmodell geschafft. Und im Innern hat der EQC zwar das neueste Infotainmentsystem MBUX erhalten, der loungeartige Charakter des Konzepts ist aber nicht in letzter Konsequenz umgesetzt.
Die eingegangenen Kompromisse deuten darauf hin, dass die Entwickler die Kosten fest im Blick gehabt haben. Daimler-Chef Dieter Zetsche hat denn auch am Rande der Premiere darauf hingewiesen, dass das Auto profitabel ist und hohe Stückzahlen gewünscht sind. Damit hat der EQC auf jeden Fall das Zeug dazu, Tesla zu ärgern und Marktanteile zurückzuerobern – falls Mercedes seine Lieferkette in den Griff bekommt und nicht lange Wartezeiten wie beim Smart entstehen. Bisher ist die Elektromobilität entgegen der Behauptungen der Autobosse nicht an der mangelnden Nachfrage gescheitert, sondern am mangelnden Angebot der deutschen Hersteller an geeigneten Modellen.
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