Telekom macht Ernst mit Ladenetz-Aufbau

Vor einem Jahr hatte Telekom-Chef Tim Höttges auf dem Automobilwoche-Kongress in Berlin für eine Überraschung gesorgt, indem er den Aufbau eines flächendeckenden Ladenetzes für Elektroautos in Deutschland ankündigte.

Nun ist der Startschuss für das ehrgeizige Projekt gefallen: Die Telekom hat die ersten drei öffentlich zugänglichen Stromtankstellen in Darmstadt und Bonn in Betrieb genommen.

"Damit beginnen wir den Aufbau eines bundesweiten Netzes mit bis zu 12.000 öffentlichen Ladestellen für Elektroautos", sagte Bruno Jacobfeuerborn, Geschäftsführer der dafür gegründeten Telekom-Tochter Comfort Charge GmbH, der Automobilwoche.

Die Ladestationen entstehen an den für Internet und Festnetz benötigten grauen Kabelverzweigern der Telekom, die dazu mit einer eigenen Stromversorgung und einer digitalen Messstelle ausgerüstet werden.

Pro Ladestelle können zwei Fahrzeuge mit jeweils elf kW versorgt werden. Dies reiche, um in einer Stunde genügend Strom für eine Reichweite von 50 bis 75 Kilometern zu laden. Bis 2022 sollen auf diese Weise in Deutschland 24.000 zusätzliche Ladepunkte für Elektroautos entstehen.

Die Telekom plant aber auch, unabhängig von den Kabelverzweigern weitere 500 Schnellladestationen zu installieren. "Damit bauen wir bereits heute eine zukunftssichere Infrastruktur", so Jacobfeuerborn.

Mit 150 kW sollen dann innerhalb von zehn Minuten rund 100 Kilometer Reichweite geladen werden können. Dabei handle es sich um die "derzeit schnellste Lademöglichkeit in Deutschlands Städten". Bisher werden Schnelllader vor allem entlang der Autobahnen installiert.

Zur Höhe der Investitionen äußerte sich die Telekom nicht. Tim Höttges hatte bei der ersten Ankündigung jedoch von einem "signifikanten Millionenbetrag" gesprochen. Die Telekom wolle sich aber für Fördermittel des Bundes bewerben, sagte eine Telekom-Sprecherin. Über die Anträge sei jedoch noch nicht entschieden.

Ursprünglich wollte die Telekom bereits im Sommer mit dem Aufbau des Netzes beginnen. Langwierige Genehmigungsverfahren und die Suche nach geeigneten Geschäftspartnern hätten den Start aber verzögert.

Der Bundesverband der Energie und- Wasserwirtschaft (BDEW) zählte Ende Juni in Deutschland rund 13.500 Ladepunkte an rund 6700 Ladesäulen. Mehr als jede zehnte davon war ein Schnellader mit einer Ladeleistung von mehr als 22 kW.

Ende Juni 2017 waren es rund 10.700 Ladepunkte gewesen. Das ist ein Zuwachs von über 25 Prozent innerhalb eines Jahres. Ziel der Bundesregierung ist es, bis 2020 in Deutschland 100.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte zu schaffen.

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Aus dem Datencenter:

Zahl der Ladepunkte in Deutschland 2017

Ladestationen für Elektroautos nach Bundesländern