In einer so langen Karriere wie der von Martin Winterkorn erlebt man als Manager Einiges. Doch richtig hart wurde es für den heute 71-jährigen Ingenieur erst 2015. Sechs Worte des Volkswagen-Patriarchen Ferdinand Piëch trieben Winterkorn als Vorstandschef des VW-Konzern im April 2015 an den Rand des Abgrunds. „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn“ hatte der knorrige Aufsichtsratschef den Redakteuren des "Spiegel" im April 2015 diktiert und gleich nachgelegt: „Ich strebe an, dass an die Spitze des Aufsichtsrats und des Vorstands die Richtigen kommen.“ Diese Watsche von höchster Stelle galt damals als Sensation, waren doch bis dahin die beiden Ingenieure als vertrautes Gespann wahrgenommen worden. Winterkorn galt als Kandidat für die Nachfolge von Piëch an der Spitze des Aufsichtsrats. Nach der Verbalattacke zeichnete sich schnell ab, dass an der Konzernspitze nur noch Platz für einen der beiden Manager ist.
Im folgenden Machtkampf schlugen sich mit Betriebsratschef Bernd Osterloh und Ferdinand Piëchs Cousin Wolfgang Porsche mächtige Mitarbeiter- und Kapitalvertreter auf Winterkorns Seite und verhalfen ihm zu einem relativ schnellen Sieg. Ferdinand Piëch trat als Aufsichtsratschef zurück – und Winterkorns Vertrag sollte sogar noch über 2016 hinaus verlängert werden.