Stirnrunzeln bei Wettbewerbern

Die Eigentümerfamilien Hueck und Röpke des Zulieferers Hella wollen 60 Prozent der Anteile am Licht- und Elektronikzulieferer abgeben. Neben den französischen Zulieferern Faurecia und Plastic Omnium sowie verschiedene Finanzinvestoren ist auch das Münchner Unternehmen Knorr-Bremse an einer Übernahme interessiert.

Vor vier Jahren war der Hersteller von Bremsen für Lastwagen und Schienenfahrzeuge noch an der Übernahme des schwedischen Bremsenzulieferers Haldex gescheitert. Das soll dieses Mal anders laufen. Die Gespräche zwischen den beteiligten Parteien sollen sich allerdings noch in einem frühen Stadium befinden. Wer immer auch den Zuschlag erhält, wäre gesetzlich verpflichtet, auch ein Übernahmeangebot für die restlichen Anteile zu unterbreiten.

Die Gesellschafterfamilien von Hella glauben die Transformation der Branche mit einem Partner an der Seite besser stemmen zu können als alleine und sind an einer langfristigen Lösungen für den Zulieferer interessiert.

Ein kombiniertes Unternehmen Knorr-Bremse und Hella würde vom Umsatz zwar noch nicht an die deutschen Branchengrößen Bosch, Continental und ZF Friedrichshafen heranreichen, die Erlöse jenseits der 30 Milliarden Euro erzielen, kämen dann aber auf immerhin mehr als zwölf Milliarden Euro Umsatz.

Knorr-Bremse dürfte es vor allem auf die Elektronikkompetenz von Hella abgesehen haben. Das Lenkungsgeschäft hatte Knorr-Bremse bereits in den vergangenen Jahren durch Zukäufe des US-Lenkungsanbieters R.H. Sheppard sowie des japanischen Zulieferers Hitachi Steering gestärkt.

Falls es zu einer Übernahme von Hella kommen sollte, dürfte das unter anderem bei Continental für Stirnrunzeln sorgen. Denn der Konzern aus Hannover und Knorr-Bremse hatten vor zwei Jahren gemeinsam einen Demonstrator für automatisiertes Kolonnenfahren zu entwickeln. Die Planung der Spurführung sowie Fahrstabilität und die Aktuatorik stammen von Knorr-Bremse, ebenso die Systemintegration inklusive der Validierung. Die Sensorik des Demonstrators, bestehend aus Kameras, Radar- und Lidar-Sensoren, steuert Continental bei.

Also genau die Technologien, die auch zu den Kompetenzen von Hella gehören. Allerdings: Im Gegensatz zu Continental verfügt Hella nicht über die derzeit in der Automobilindustrie angesagten Zentralrechner, um die entsprechenden Daten verarbeiten zu können.

Auch bei ZF Friedrichshafen wird der Verkauf der Hella-Anteile sicherlich mit Interesse wahrgenommen. Durch die Übernahme des Bremsenherstellers Wabco hatte der Bodensee-Konzern Knorr-Bremse zunehmend unter Druck gesetzt. ZF hat so seine Position im Bremsenbereich deutlich ausgebaut, um so Technologien für hochautomatisiert fahrende Lkw anbieten zu können. Mit einer potenziellen Übernahme von Hella hätte Knorr-Bremse auch einen Fuß im Pkw-Geschäft.

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