Eine ganze Reihe elektronischer Kontrollsysteme werden in Neuwagen ab 2022 Pflicht - dazu zählen etwa Spurhalte- und Tempoassistenten. Darauf haben sich Unterhändler des Europaparlaments und der EU-Staaten kürzlich geeinigt. Ziel ist, die Zahl der Verkehrstoten deutlich zu senken.
Künftig müssen dann rund 30 High-Tech-Fahrhilfen im Auto installiert sein. In neu entworfenen Fahrzeugtypen sollen die Kontrollsysteme ab 2022 eingebaut werden, teilte das Europaparlament mit. Sämtliche Neuwagen sollen demnach ab 2024 damit ausgestattet werden.
Die Automobilwoche hat David Paja, Präsident der Sparte Advanced Safety & User Experience des weltweit tätigen Zuliefererkonzern Aptiv, spezialisiert auf Fahrzeugelektronik, Vernetzung und autonomes Fahren zu den Auswirkungen der neuen Regelungen befragt.
Herr Paja, die EU sieht ab 2022 rund 30 Assistenzsystem verpflichtend vor – vom Lkw bis zum Kleinwagen. Müssen wir uns auf steigende Preise bei Kleinwagen einstellen?
Nein, und zwar aus zwei Gründen nicht: Erstens ist ein Großteil dieser Assistenzsysteme, die die EU vorsieht, mit sehr geringen Mehrkosten verbunden. Wir sprechen da von ein paar Hundert Euro, sicher nicht von Tausenden. Und zweitens bieten wir eine Plattform an, die für nahezu alle Fahrzeugtypen und Größen skalierbar ist. Wir haben also sehr hohe Stückzahlen, was die Kosten reduziert.
Die immer größere Anzahl an Systemen benötigt aber immer mehr Bauraum. Wie soll das in kleinen Fahrzeugen funktionieren?
Dabei hilft unsere neue Elektronikarchitektur. Wir fassen die Intelligenz, die ein Sensor haben muss in einigen wenigen Multi-Domain-Controllers zusammen. So benötigt der Sensor an sich weniger Bauraum.
Mehr Assistenzsysteme bedeuten mehr Elektronik und insgesamt mehr Gewicht, also einen höheren Verbrauch. Und die CO2-Ziele werden immer strenger...
Das ist richtig. Aber wir machen gleichzeitig große Fortschritte bei der Gewichtsreduktion. Unser Radarsystem zum Beispiel, das wir in der sechsten Generation weiterentwickelt haben - wiegt nun 30 Prozent weniger im Vergleich zur ersten Variante. Wir reduzieren und miniaturisieren weiter.
Wie wird sich der Markt für Assistenzsysteme nach 2022 entwickeln?
In den letzten Jahren wuchs der Markt sehr stark an und er wird sich in nächsten Jahren weiter verdoppeln. Wir konnten unseren Umsatz bei Active Safety stark erhöhen und wuchsen jährlich um 60 Prozent. Damit erreichen wir heute eine Milliarde Dollar und 2022 denke ich, werden wir in diesem Bereich die zwei Milliarden-Dollar-Umsatzmarke knacken.
Was bedeuten die neue EU- Regularien für Ihre Wachstumspläne?
Wir brauchen natürlich immer mehr Experten insbesondere im Bereich Machine-Learning und Software. 3000 Ingenieure beschäftigen sich bei uns weltweit mit Active Safety. In den vergangenen 18 Monaten haben wir uns damit verdoppelt. Und wir werden weiter einstellen.
Herr Paja, vielen Dank für das Gespräch.