Jetzt also doch. Nach langem Abwägen und widersprüchlichen Signalen in den vergangenen Monaten hat sich Porsche zur Abkehr vom Diesel entschlossen. Anders als zunächst geplant soll es auch für die Stadt-Geländewagen Cayenne und Macan keine Selbstzünder mehr geben.
Der Sportwagenbauer setzt stattdessen voll auf die Strategie der Elektrifizierung mit Plug-In-Hybriden und rein elektrischen Modellen wie dem Taycan. Was sich als bewusste Entscheidung für Umwelt und Klimaziele anhört, ist jedoch in Wahrheit ein Sonderweg unter dem Öko-Deckmäntelchen, der keineswegs als Blaupause für andere Hersteller taugt.
Porsche fällt die Abkehr vom Diesel leicht, denn er hat nie eine wesentliche Rolle gespielt.
In Europa kam er im vergangenen Jahr nur noch auf einen Anteil von zwölf Prozent. Seit Februar war der Diesel gar nicht mehr im Programm. Die Verkaufszahlen blieben trotzdem stabil, der wirtschaftliche Schaden ist also gering. Zudem saß der Frust über die von Audi gelieferten Motoren, die wegen Manipulationsverdacht wiederholt zu Rückrufen geführt hatten, offenbar richtig tief.
Jetzt wird die schwierige Zusammenarbeit mit der VW-Konzern-Schwester an dieser heiklen Stelle beendet und ein spezifisches Porsche-Problem gelöst – wobei offen bleibt, ob Audi angesichts der Aufarbeitung des Diesel-Skandals derzeit überhaupt in der Lage wäre, entsprechende Motoren für Porsche zu liefern.
So verständlich also der Schritt aus Sicht des Sportwagenherstellers ist, so wenig taugt er zur Nachahmung. Denn für Volumenhersteller wie beispielsweise VW hat der Selbstzünder eine ganz andere Bedeutung: Hier sind zumindest in Europa noch immer fast 40 Prozent der verkauften Fahrzeuge Diesel, Tendenz wieder steigend.
Im immens wichtigen Flottengeschäft dominiert der Selbstzünder nach wie vor und wird zur Erreichung der CO2-Ziele auch dringend benötigt. Viele Modelle haben bereits die neueste Abgastechnologie 6d-temp an Bord. Die Öko-Bilanz muss sich im Vergleich mit einem Plug-In-Hybriden, dessen niedrige Verbrauchswerte meist nur auf dem Papier stehen, keineswegs verstecken. Auch ohne Porsche hat der Diesel Zukunft und wird eine feste Größe im Antriebsmix bleiben.
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