Vier Milliarden Plastikflaschen, 4,2 Millionen Tonnen Holzspäne und 10.000 Tonnen Polystyrolabfälle – das ist der Stoff, aus dem Michelin in Zukunft Reifen herstellen will. 2050 soll es soweit sein. Dann wollen die Franzosen ihre Pneus zu 100 Prozent aus Recyclingmaterialien herstellen. Auch Continental will bis dahin komplett nachhaltig produzieren. Und Bridgestone plant eine CO2-neutrale Reifenproduktion. Um die Ziele zu erreichen, setzen die Unternehmen bereits jetzt auf neue Kooperationen, Technologien und Rohstoffe.
Etwa 1,75 Milliarden Altreifen werden weltweit jedes Jahr aussortiert. Ein Rohstoffschatz, der weltweit bislang zu selten genutzt wird. Allein in einer Altreifendeponie in Kuwait lagern derzeit 14 Millionen aussortierte Pneus – ungenutzt. An der Wiederaufbereitung wird jedoch bereits gearbeitet. In Deutschland wurden 2019 etwa 68 Prozent der jährlich anfallenden Altreifen stofflich recycelt, heißt es beim Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie.
Immer wieder kommen neue Aufbereitungstechniken hinzu. Die Pyrum Innovations AG aus Dillingen im Saarland hat etwa ein Verfahren entwickelt, bei dem Altreifen in ihre Ausgangsstoffe zerlegt werden: Sie werden geschreddert, der enthaltene Draht wird herausgefiltert und an die Stahlindustrie verkauft. Die Reste werden in einem Thermolyse-Reaktor bei etwa 700 Grad Celsius gekocht und in ihre Bestandteile Gas, Koks und Rohöl zersetzt. Bislang können so 3000 Reifen pro Jahr recycelt werden.
Der Chemiekonzern BASF wurde darauf aufmerksam, investierte 16 Millionen Euro in das Unterfangen und stellt aus dem wiedergewonnenen Öl bereits Kosmetik-Artikel her. Zukünftig sollen die Arbeiten intensiviert werden. Weitere 50 Thermolyse-Reaktoren in ganz Europa sollen in den nächsten fünf Jahren aufgebaut werden.