Mercedes hilft der C-Klasse aus der Midlife-Crisis. Denn so erfolgreich die Baureihe auch sein mag – nicht umsonst war sie im letzten Jahrzehnt die meistverkaufte im Portfolio – so brav und bieder ist sie zuletzt geworden. Genau wie sich manche Männer in den besten Jahren noch einmal aufraffen und wieder fit machen, blasen die Schwaben deshalb auch beim Enkel des Baby-Benz den Staub vom Blech, impfen ihn mit reichlich Vitamin C und viel Technik aus der neuen S-Klasse und schicken ihn ins Fitness-Studio. Dabei setzt die C-Klasse aber nicht zu peinlichen Höhenflügen an, sondern bewahrt die Bodenhaftung und wird so zu einer konservativen Konstante in einer Autowelt im Umbruch: Weder reitet die C-Klasse auf der SUV-Welle, noch lässt sie sich von der elektrischen Revolution verrückt machen. Wenn die mindestens 41.138 Euro teure Limousine oder der erstmals zeitgleich eingeführte Kombi für Preise ab 46.975 Euro noch im Juni vom Hof des Händlers rollen, wirkt die C-Klasse wie ein neuer Bekannter, in dem man nach wenigen Kilometern einen alten Freund wiederentdeckt.
Der tarnt sich allerdings hinter einem betont dynamischen Auftritt: Digitale Scheinwerfer mit scharfem Blick, eine Motorhaube mit Powerdomes wie bei AMG, die aber bei allen Modellen serienmäßig sind, und der prominente Zentralstern im Grill statt des filigranen Sterns auf der Haube schinden im Rückspiegel mächtig Eindruck. Und wenn die C-Klasse vorbeigefahren ist, folgen die Blicke einem athletischen, sehnigen Rücken mit besseren Proportionen und weniger Polstern. So also sieht ein Biedermann aus, wenn er vom Bodybuilding kommt.