So will MG auch in Deutschland durchstarten

Während die meisten Autohersteller derzeit mit großen Lieferproblemen zu kämpfen haben, hat die zum chinesischen SAIC-Konzern gehörende Marke MG im September in Europa sogar einen neuen Rekord aufgestellt. Mit 8400 Fahrzeugen wurde der höchste Wert in einem Monat erreicht. In den ersten drei Quartalen dieses Jahres waren es insgesamt 37.220 Fahrzeuge. Das sind zwar noch keine riesigen Volumen, doch der Trend geht nach oben. "Wir sind die am schnellsten wachsende Marke in Europa", sagt Europa-Chef Matt Lei nicht ohne Stolz. Hauptmarkt ist bisher Großbritannien, wo die Marke MG noch einen guten Klang hat und an die Zeit preisgünstiger Roadster und Sportwagen erinnert.

Vor zwei Jahren wagte MG Motor als eine der ersten chinesischen Marken den Sprung nach Europa und hat sich von den Niederlanden aus beharrlich vorgearbeitet. Die bisher angebotenen Modelle wie das rein elektrische SUV MG ZS EV1 und der Plug-in-Hybrid MG EHS2 sind inzwischen in 16 europäischen Ländern erhältlich – seit dem Frühjahr auch in Deutschland. Portugal steht in den Startlöchern, die Schweiz und Finnland folgen als weitere Märkte. Die Kunden sollen dabei mit einer Kombination aus moderner Technik und gutem Preis angelockt werden. "Wir wollen die Elektromobilität in Europa für eine breite Käuferschicht zugänglich machen", sagt Lei.

Bis Ende des Jahres soll es in Europa rund 400 Händler geben, die MG im Programm haben. In Deutschland sind es dann bis zu 100 Verkaufsstellen. Die Modelle werden dabei in der Regel von Mehrmarkenhändlern vertrieben, die nach dem Agenturmodell eine feste Provision für den Verkauf bekommen. "Wir sind bei den Provisionen im Vergleich zum Marktdurchschnitt gut unterwegs und bieten die Chance, zu guten Konditionen und mit geringen Investitionen zusätzliche Autos in den Markt zu bringen", heißt es im Vertrieb bei MG. Für eine sinnvolle Marktabdeckung seien aber noch weitere Stützpunkte notwendig. Außerdem soll neben dem Privatkundengeschäft auch das Firmenwagengeschäft in Zukunft eine wichtigere Rolle spielen.

Für den nächsten Wachstumsschub sollen zwei neue Modelle verantwortlich sein, deren modernes Design sich von den Vorgängern deutlich unterscheidet und die auf einer neuen Plattform stehen. So bringt MG bis Ende des Jahres sein neues Elektro-SUV Marvel R nach Europa mit einer Reichweite von rund 400 Kilometern. Das Modell soll zeigen, was MG technologisch kann, und ist neben einem Infotainmentsystem mit riesigem Bildschirm über der Mittelkonsole auch mit Fahrassistenzsystemen auf Stufe zwei des automatisierten Fahrens ausgerüstet. Mit so viel Technik ist der Marvel R allerdings auch kein Schnäppchen mehr und kostet in der günstigsten Variante ab 40.000 Euro, in der Performance-Variante mit 288 PS etwa 50.000 Euro. Damit konkurriert er beispielsweise mit dem ID.4 von VW oder dem Skoda Enyaq, will im Wettbewerb aber vor allem mit der guten Vernetzung und Assistenzsystemen punkten, die normalerweise nur in höherpreisigen Modellen zu finden sind.

Eine echte Lücke könnte MG dagegen mit dem MG 5 schließen. Denn als erster Hersteller überhaupt bringt MG einen kompakten rein elektrischen Kombi nach Europa. Zu einem Startpreis von unter 30.000 Euro soll er in erster Linie Familien ansprechen, die nach einem praktischen und günstigen Einstieg in die Elektromobilität suchen. So hat der MG 5 ein Kofferraumvolumen von 479 Litern und kann eine Dachbox ebenso wie einen Fahrradträger aufnehmen. Die Reichweite soll ebenfalls bei rund 400 Kilometern liegen. Der MG 5 soll im Frühjahr 2022 nach Europa kommen. Abgerundet werden soll das Angebot durch ein Facelift des ZS EV1, der mit neuer Batterie nun 440 Kilometer weit kommt und ein moderneres Design verpasst bekam.

Während chinesische Marken den Sprung nach Europa bisher scheuten oder wie Borgward schon vorher grandios scheiterten, steht mit der Elektromobilität nun gleich eine Reihe von weiteren Herstellern in den Startlöchern. Aiways ist schon da, Nio will bald kommen und Great Wall hatte mit seinen Marken Wey und Ora auf der IAA einen durchaus beeindruckenden Auftritt. Wie erfolgreich diese Marken wirklich sein können, muss sich noch zeigen. MG reklamiert dabei für sich, mit SAIC einen riesigen Hersteller im Rücken zu haben. Der Konzern ist in China mit fünf Millionen Fahrzeugen der größte lokale Fertiger und baut beispielsweise auch für Volkswagen Autos. MG will die Kunden daher nicht nur mit Technologie, sondern auch mit einer hohen Fertigungsqualität überzeugen, die man durch jahrelange Erfahrung erreicht habe. "Wir sind gekommen, um zu bleiben", sagt Europa-Chef Matt Lei selbstbewusst.

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