Daimler-Chef Ola Källenius macht Ernst mit der Elektromobilität. Wie bereits von der Automobilwoche exklusiv berichtet, soll das Unternehmen noch vor 2030 auf einen kompletten Ausstieg aus dem Verbrenner vorbereitet sein, sofern dies nötig wäre. "Der Wendepunkt rückt näher, und wir werden bereit sein, wenn die Märkte bis zum Ende des Jahrzehnts auf Elektroautos umstellen", sagte Källenius beim Strategietag zur Elektromobilität. Die neue Einschätzung dürfte auch von den geplanten strengeren CO2-Zielen der Europäischen Union für 2030 getrieben sein. Dazu hat das Unternehmen nun wesentliche Weichen gestellt, um auch die Profitabilität zu erhalten.
Zum Jahr 2025 wird es bei Mercedes drei neue Fahrzeugarchitekturen geben, die nur noch rein elektrische Antriebsformen erlauben. Von diesem Zeitpunkt an werde jedes Modell eine vollelektrische Alternative zur Auswahl haben, heißt es. Die erste Variante dieser Plattform ist unter der Bezeichnung MB.EA für alle Mercedes-Fahrzeuge gedacht. Hinzu kommt eine eigene Plattform für AMG, die für höhere Leistungen ausgelegt wird. Sie soll aber entgegen bisheriger Spekulationen nicht gemeinsam mit Aston Martin entwickelt werden oder weiteren Sportwagenmarken offen stehen. "Wir haben hier lediglich eine Technologiepartnerschaft mit Aston Martin", sagte Källenius in einer Telefonkonferenz. Auch die Vans erhalten eine elektrische Plattform. Die EA folgt auf die MMA-Plattform, die 2024 für die nächste Generation der Kompaktmodelle vorgesehen ist. Sie wird als letzte Plattform auch noch Verbrennerlösungen etwa als Plug-In-Hybrid ermöglichen.
Als Vorbote dieser neuen Elektro-Architektur will Mercedes 2022 ein Konzeptauto vorstellen. Der "Vision EQXX" wird eine Reichweite von über 1000 Kilometer haben. Erreicht werden soll dies aber nicht über eine größere Batterie, sondern einen geringeren Energieverbrauch von unter zehn Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Im Moment liegen Elektroautos deutlich darüber. "Effizienz ist die neue Währung", sagte Daimler-Entwicklungschef Markus Schäfer. Die neuen Architekturen sollen die Kosten durch möglichst viele gleiche Bauteile nach unten drücken. Gleichzeitig würden Batterie und Zelle vereinheitlicht. Leistungsunterschiede sollen lediglich durch die Energiedichte und Größe der verwendeten Zellen erreicht werden. Unberührt von den Plänen bleibt die bereits angekündigte Kooperation mit Geely zur Entwicklung einer neuen Generation von Verbrennungsmotoren. Diese seien für die MMA-Plattform vorgesehen, sagte Källenius. Sie soll auch hocheffiziente Plug-In-Hybride ermöglichen. Von der Brückentechnologie will sich Daimler aber zum Ende des Jahrzehnts verabschieden.