Vielen fehlte beim 7er – seit Oktober 2015 auf dem Markt – die nötige Prise an Präsenz. Besonders ausgeprägt ist dieses gesellschaftliche Denkmuster in China und Amerika. Darauf hat man in München natürlich reagiert. Denn diese Länder machen knapp 60 Prozent des Absatzvolumens aus. Daher spendierten die Bayern ihrer Flaggschiff-Limousine nun das umfangreichste Facelift der Firmengeschichte. Sogar Blechteile wie Motorhaube und vordere Kotflügel wurden angefasst.
Um 40 Prozent wuchs die Doppel-Niere, die Front steht fünf Zentimeter höher und aufrechter im Wind und lässt den 7er deutlich wuchtiger wirken als zuvor. Selbst das Propeller-Emblem wurde vergrößert. Rundherum hat BMW sich den Luxus-Liner vorgenommen, hier zusätzlich Chrom, dort mehr Zierrat, neue Scheinwerfer und Rückleuchten, alles mit dem Ziel, standesgemäßer auftreten zu können. „Wir wollten zudem eine noch klarere Unterscheidung gegenüber dem 5er und 3er bewirken“, sagt Produktmanager Christian Metzger.
Auch im Innenraum wurde versucht, das Luxus-Ambiente eine weitere Stufe anzuheben, wobei als Erstes die gesteppten Rauten im Nappa-Leder auffallen. First-Class-Lounge. Ausgelassen wurde nicht einmal Armauflagen und Mittelkonsole. Solche Dekorationen sind besonders in China gewünscht, selbst wenn hier das Durchschnittsalter der Käufer bei nur 38 Jahren liegt. In Europa sind es 20 Jahre mehr.
Um Fahr-, Wind- und andere Geräusche zu minimieren gingen die Entwickler nochmals gezielt auf die Suche nach Störquellen. Dabei wurden selbst die Schlitze der hinteren Gurtaustritte nicht verschont und akustisch optimiert. Zusammen mit einer dickeren Verglasung zählt der 7er zu den leisesten Limousinen der Welt.
Erst recht, wenn unter der Haube ein Elektromotor surrt. Möglich ist dies jetzt für bis zu 58 Kilometer. Auf diese pendlerfreundliche Reichweite hat BMW die neue Plug-in-Hybrid-Version des 7er getrimmt. Sie heißt jetzt 745 e (zuvor 740 e). Die neue Bezeichnung drückt eine wesentliche Änderung im Antrieb aus.
Weil in diesem Segment technikaffine Kunden keinen mickrigen Vierzylinder akzeptieren, sondern ein souveränes Fahrgefühl wünschen, entschloss man sich, das Hybrid-Package mit dem Dreiliter-Sechszylinder-Reihenmotor zu versehen. Trotz des Mehrgewichts (insgesamt 2,5 Tonnen) und der höheren Leistung (jetzt 394 PS) schafften es die Ingenieure, den Verbrauch weiter zu reduzieren.
Er dürfte dem Kunden letztlich aber egal sein. Für ihn zählt die steuerliche Seite. Über 90 Prozent aller 7er sind Geschäftswagen. Und durch seine hohe elektrische Reichweite erfüllt der 745 e in Deutschland die Voraussetzungen für die 0,5-Prozent-Dienstwagenregelung. BMW erwartet dadurch eine deutliche Zunahme beim Absatz und schmeißt daher das Modell 740i (Sechszylinder-Benziner) aus dem Programm.
Bislang entschieden sich bei uns gut elf Prozent für die Plug-in-Hybrid-Variante. „Weltweit sind es sieben Prozent“, sagt Christian Metzger. Kosten wird der neue 745 e ab 101.000 Euro, in der Langversion sind 106.300 Euro. Als nächstes Modell soll im August der X5 diesen Hybridstrang erhalten. In ihm stecken dann ebenfalls Batteriezellen der Generation 4.
Mit dem Facelift, intern LCI (Life Cycle Impulse) genannt, wurden beim 7er alle Motoren auf die Abgasnorm Euro 6-Temp umgestellt, inklusive des Zwölfzylinders, der in Märkten wie China und den Vereinigten Staaten immer noch so stark nachgefragt wird, dass BMW diese Motorisierung (760Li) bis zum Produktionsende 2021 im Programm behält.
Eine tiefgreifende Überarbeitung erhielt 4,4-Liter-V8-Benziner (interner Code N63), Hauptantriebsquelle in den USA. Er leistet als 750Li nun 530 PS. Die Bandbreite der für die europäischen Märkte wichtigen Dreiliter-Diesel-Aggregate (über 80 Prozent) reicht von 265 PS (730d) über 320 PS (740d) bis zum vierfach aufgeladenen 750d mit 400 PS.
Auf dem Gebiet der Fahrerassistenzsysteme fuhr der 7er auch schon zuvor ganz vorne mit. Um es dem Käufer einfacher zu machen, umfasst der „Driving Assist Professional“ ein ganzes Bündel an elektronischen Helfern, unter anderem Lenk- und Spurführung, Staupilot, Querverkehrs-, Vorfahrts- und Falschfahrwarnung. Neu hinzu kommt der Rückfahrassistent, mit dem der Wagen exakt die Linie der gefahrenen letzten 50 Meter zurücksetzt. Der Fahrer muss nur Gas und Bremse betätigen, gelenkt wird autonom.
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