Es sind ordentliche Zahlen, die Porsche-Finanzchef Lutz Meschke zum dritten Quartal vermelden konnte. In den ersten neun Monaten 2023 wuchs der Umsatz um 12,6 Prozent auf 30,1 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis stieg um neun Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Die Auslieferungen an Kunden kltterten um 9,6 Prozent auf 242.722 Fahrzeuge. Nur die Rendite sank leicht von 18,9 auf 18,3 Prozent, was auf hohe Vorleistungen für neue Modelle, die Umstellung auf elektrische Antriebe und Ausgaben für die zahlreichen Veranstaltungen zum 75-Jahr-Jubiläum zurückzuführen ist.
In der anschließenden Fragerunde vor Journalisten bezog Meschke aber auch Stellung zu vielen weiteren Themen, die das Unternehmen derzeit umtreiben. Die Automobilwoche dokumentiert hier die wichtigsten Aussagen.
Um welche Produktanläufe handelt es sich?
Porsche wird Ende des Jahres sowie 2024 gleich vier neue Modelle auf den Markt bringen. Dabei handelt es sich nach den Worten von Meschke um die größte Offensive in der Geschichte des Sportwagenbauers. Ende November soll der neue Panamera der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Es ist das letzte Modell auf einer Verbrenner-Plattform. Dazu kommt im Frühjahr der elektrische Macan, der sich durch Software-Probleme verzögert hatte. Ebenfalls Premiere feiert im nächsten Jahr ein überarbeiteter Taycan, der vermutlich unter anderem mehr Reichweite erhält. Dazu soll es einen neuen Sportwagen geben, den Meschke aber nicht näher nannte. Es könnte sich um ein weiteres Derivat des derzeit so erfolgreichen 911 handeln. Wichtig sei in diesem Zusammenhang, dass die Lieferketten stabil blieben.
Was hat die Verzögerung des elektrischen Macan gekostet?
Meschke sprach in diesem Zusammenhang nicht über Entwicklungskosten, sondern lediglich über das Volumen. Hier sei Porsche in der glücklichen Situation, dass der Verbrenner-Macan sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreue und der Absatz daher nicht beeinträchtigt gewesen sei. Durch die geplante parallele Produktion von Verbrenner-Macan und dem rein elektrischen Pendant würden sich weitere Chancen ergeben.
Wie ist die Situation in China?
Porsche hat im wichtigsten Automarkt China in den ersten neun Monaten 60.748 Wagen ausgeliefert – das entspricht einem Rückgang von etwa 12 Prozent. Die Situation sei durch die angespannte wirtschaftliche Lage herausfordernd und bleibe dies wohl auch 2024. Dennoch halte das Unternehmen an einer robusten Preispolitik fest, auch wenn dies zu Lasten des Volumens gehe. "Wir haben ein gutes Feedback von unseren Händlern auf diese Strategie bekommen", sagte Meschke. Mit zwei neuen Porsche-Experience Centern nach dem Vorbild in Schanghai soll die Strahlkraft der Marke in China weiter gestärkt werden.
Wie ist die Haltung zu möglichen Importzöllen der EU auf chinesische Autos?
Diese Diskussionen hält Meschke für nicht sehr hilfreich. Deutschland sei als Exportnation auf einen möglichst reibungslosen Warenverkehr angewiesen. Porsche selbst hat keine Produktion in China, muss also alle Fahrzeuge aus Deutschland und Europa exportieren. "Wir wollen nicht in eine Situation laufen, in der von beiden Seiten Mauern hochgezogen werden", so Meschke. Deshalb sei der Dialog mit der chinesischen Regierung von größter Bedeutung. Porsche und die gesamte deutsche Autoindustrie bekenne sich ganz klar zum freien Handel, dieser sei die Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum.
Was sind die Aufgaben des neuen Vorstandsmitglieds Sajjad Khan, verantwortlich für Car-IT?
Meschke ließ durchblicken, dass der Start von Sajjad Khan reichlich spät komme. Angekündigt worden war er bereits vor über einem Jahr. Doch Khan, der von Mercedes kommt, wurde von seinem vorigen Arbeitgeber auf eine lange Karenzzeit verpflichtet, da er im Software-Bereich über wettbwerbsrelevantes Wissen verfügt. Laut Meschke soll sich Khan nun zusammen mit Entwicklungschef Michael Steiner um die stabile Einführung und Erweiterung der Plattform 1.2 kümmern, die beispielsweise im neuen E-Macan zum Einsatz kommt und dort zu Verzögerungen geführt hatte. Danach liege der Fokus auf der Plattform 2.0, die zuerst im geplanten Modell K1 integriert werden soll. Das Luxus-SUV dürfte um das Jahr 2026/27 auf den Markt kommen.
Wie steht es um die Pläne für eine Batteriezellen-Gigafabrik?
Wiederholt hatte Porsche in Betracht gezogen, nach der ersten eigenen Batteriezellen-Fabrik der Tochter Cellforce bei Tübingen eine weitere, deutlich größere Produktion mit einer Kapazität von bis zu 20 Gigawattstunden für die selbst entwickelte Zelle aufbauen zu wollen. Meschke sagte, dass eine Entscheidung zu den Plänen bis Ende des Jahres erfolgen soll. Dann würden Dimension und auch der Standort bekannt gegeben. Zuletzt war in Medien von einem möglichen Gelände in Brandenburg die Rede. Zuvor hatte Meschke selbst auch die USA in Betracht gezogen, da hier die Energiekosten deutlich niedriger liegen und hohe Subventionen winken.
Wird es auch bei Porsche ein neues Effizienzprogramm zur Kostensenkung geben?
Angesichts von schwächeren Märkten und steigenden Kosten etwa für Personal oder den Einkauf sei dies eine Art Dauerthema, so Meschke. Man habe es alleine in diesem Jahr mit einer Lohnsteigerung in Höhe von drei Prozent zu tun, 2024 kämen noch einmal drei Prozent hinzu. Zudem müsse mit höheren Preisen bei Lieferanten gerechnet werden, die ihrerseits mit der Inflation und hohen Rohstoffkosten zu kämpfen hätten. Kostenziele für 2024 hätten daher höchste Priorität.