Miami. Seit 2007 experimentiert Smart mit der Elektromobilität, angefangen mit einer kleinen Flotte von 100 Fahrzeugen in London. Ab 2012 konnten auch Privatpersonen einen Fortwo electric drive erwerben. Die Baureihe endete 2015 nach einer zuvor festgelegten Produktionsanzahl. Insgesamt hatte Smart bis dato knapp 16.500 City-Stromer weltweit abgesetzt. In den USA lag die Elektrik-Kaufquote zuletzt bei 25 Prozent. Mit etwa 1.400 Smart ed stattete die Daimler-Tochter ihre Car2go-Flotte aus. „Diese Fahrzeuge haben kumuliert über 35 Millionen Kilometer im Alltagseinsatz zurückgelegt“, sagt Smart-ed Entwicklungschef Jochen Eck.
Smart und lautlos
Mit dem neuen Smart (interner Code 453) geht der Elektroantrieb nun in seine vierte Generation und konnte gegenüber der Vorgängerversion in vielen Punkten verbessert werden. Die Leistung stieg um zehn Prozent auf 60 kW, das Drehmoment um 20 Prozent auf 160 Newtonmeter, der Verbrauch verminderte sich um 15 Prozent auf 12,9 kWh/100 km und liegt damit auf dem Niveau des BMW i3. Zudem wurde die Batterie um 20 Kilogramm leichter. Sie behält aber ihre Kapazität von 17,6 kWh. Damit soll der Smart Fortwo electric drive nach NEFZ eine Reichweite von 160 Kilometer schaffen. „Wir machen dem Kunden allerdings klar, dass es im Alltag zwischen 120 und 130 Kilometer sind und im Winter durchaus auch nur 100 sein können“, sagt Rouven Remp vom Produktmanagement. Eine größere Batterie ließen die räumlichen Einbauverhältnisse des kleinen Zweisitzers nicht zu.
Gebaut wird der elektrische Smart Fortwo im französischen Hambach, die viertürige Version Forfour läuft mit identischer Technik in Slowenien in Novo Mesto vom Band, wo Kooperationspartner Renault seinen Twingo produziert. Von Renault stammt auch die komplette Antriebseinheit. Den Lithium-Ionen-Akku produziert die Daimler-Tochter Deutsche Accumotive in Kamenz. Der sächsische Standort erhielt kürzlich eine Investition von 500 Millionen Euro und soll zukünftig sämtliche Mercedes- und Smart-Elektrofahrzeuge mit Batterien versorgen. Seine Li-Ionen-Zellen (Typ Pouch) bezieht Daimler von LG aus Korea.
Smart bietet dem Kunden nicht mehr die Option des Batterie-Leasings. Er erhält mit dem Kauf ein Zertifikat, das ihm nicht nur die Haltbarkeit der Batterie von acht Jahren oder 100.000 Kilometern garantiert, sondern auch eine Mindestkapazität von mehr als 70 Prozent der ursprünglichen. Sollte diese unterschritten werden, erhält der Kunde – egal, ob Erst-, Zweit- oder Drittbesitzer – einen neuen Stromspender. Der gebrauchte Akku ist damit jedoch längst nicht reif fürs Recycling, sondern erhält sein „Second Life“. „Die ausgedienten Akkus lassen sich zu großen stationären Speicher-Paketen zusammensetzen“, sagt Entwickler Ralph Knorpp. In Lünen in Westfalen betreibt Daimler eine Pilotanlage aus über 1000 Smart-Batterien mit einer Gesamtkapazität von 13 Megawattstunden.
Preislich startet der Fortwo electric drive bei 21.940 Euro, die viertürige und viersitzige Version kostet lediglich 660 Euro mehr. Smart belässt es bei der gleichen Relation wie bei den benzingetriebenen Versionen. Ausstattungsbereinigt liegt nach Auskunft von Produktmanager Remp der Elektro-Aufpreis gegenüber den konventionellen Varianten bei etwa 6500 Euro. Zieht man die derzeitige Förderprämie von 4400 Euro (2400 Euro Händler, 2000 Euro Staat) ab, kostet der E-Smart deutlich weniger als 18.000 Euro und dürfte manch zögerlichem Kunden so den Einstieg in die Elektromobilität schmackhaft machen. Smart-Mann Remp sieht in dem Package eine Art „Kickstarter“-Funktion.
Unabhängig von der Antriebsart wird Smart zukünftig dem Käufer über eine Smartphone-App eine neu Art der Fahrzeugnutzung bieten. Der Besitzer kann nach dem Car2go-Prinzip einem Kreis von Freunden, Nachbarn oder Bekannten die Nutzung seines Autos ermöglichen. Wer wann mit dem Smart wo unterwegs ist, lässt sich auf dem Smartphone ablesen. „Dieses Car-Sharing eignet sich auch, um beispielsweise Werkstätten oder Reinigungsdiensten den Zugang zum Auto zu verschaffen“, sagt Rouven Remp. Mit DHL und Amazon läuft bereits in Stuttgart, Köln und Berlin ein Pilot-Projekt der Paketzustellung. Die Auslieferfirma weiß, wo der Smart geparkt ist, hat über die App Zugang und kann die Sendung in den Kofferraum legen. Denkbar ist auch, dass sich eine Hausgemeinschaft ein Fahrzeug teilt. Zunächst will Smart den Service kostenlos anbieten und daraus später ein Geschäftsmodell machen. Zu welchen Konditionen für den Kunden, steht derzeit noch nicht fest.
Smart startet den Verkauf ab Januar in den USA. Angeboten wird dort allerdings nur die zweisitzige Version. Für den Viertürer gibt es keine Zulassung. In Deutschland sollen die ersten Fahrzeuge im April beim Händler stehen. Smart ist dann die weltweit einzige Marke, die ihre komplette Modellpalette sowohl elektrisch als auch mit konventionellen Motoren anbietet.