Smart-Chefin Winkler übergibt an Nachfolgerin

Es war noch einmal ein Auftritt, wie man ihn von Annette Winkler immer gewohnt war. Wild gestikulierend preist sie am Vorabend des Pariser Autosalons im Hotel Piscine Molitor, wo Daimler den Journalisten eine Auswahl seiner Premieren vorstellt, die Vorzüge des Showcars Smart forease, das Daimler neben dem SUV GLE und dem AMG-Kompaktwagen A 35 mitgebracht hat.

Acht Jahre lang stand die 59-Jährige an der Spitze der Stadtwagenmarke von Daimler, 23 Jahre war sie im Konzern, bevor sie Ende Mai ihren Rückzug zum Ende September bekannt gab. Eigentlich wäre heute ihr erster Tag im Ruhestand. Doch weil noch ein Händlertreffen in Paris anberaumt war und sie die Übergabe an ihre Nachfolgerin selbst übernehmen wollte, steht Annette Winkler nun ein letztes Mal auf der Bühne.

Noch einmal erklärt sie dem Publikum, warum ihr die Marke so ans Herz gewachsen ist. "Ein Smart zu fahren ist radikal", sagt sie. "Er vereinfacht das urbane Leben und er gibt einem das Gefühl von Freiheit." Freiheit kann sie nun selbst genießen, denn nach dem Auftritt verabschiedet sie sich von Journalisten und Mitarbeitern. "Ich mache jetzt mal einen langen Urlaub", sagt sie, um anschließend zu verraten, dass ihr Terminkalender noch bis Ende des Jahres ziemlich voll ist.

Während der Präsentation steht ihre Nachfolgerin Katrin Adt neben ihr und darf das neue Auto gleich ebenfalls vorstellen. Ebenso engagiert wie ihre Vorgängerin lobt sie die versenkbaren Türgriffe, das Design und die Dynamik des offenen Fahrzeugs, das an das einst tatsächlich produzierte Modell Crossblade erinnert und Stilelemente zitiert. "Ich könnte mir keinen besseren ersten Tag vorstellen", sagt Adt.

Die 46-Jährige verantwortete unter anderem das weltweite Vertriebsmanagement von Smart und initiierte das konzernweite Führungsprogramm Leadership 2020, mit dem das Unternehmen den Kulturwandel voranbringen will. "Ich könnte mir niemand besseren für die Funktion vorstellen", lobt Annette Winkler.

Die Aufgaben, die auf Katrin Adt warten, haben es aber durchaus in sich. Die Umstellung der Marke auf rein elektrische Antriebe bis 2020 ist voll im Gang. In den USA ist der Wechsel schon vollzogen und hat die Marke in die Bedeutungslosigkeit gestürzt, auch weil viele Händler abgesprungen sind. In Europa ist die Nachfrage hoch, kann aber wegen Engpässen bei der Batterie kaum bedient werden.

Die weiteren Perspektiven sind unsicher. Ob der französische Partner Renault bei der nächsten Generation des Viersitzers Smart Forfour nochmals zur Verfügung steht, ist zweifelhaft. Zudem fehlt es an neuen Modellen, die der Marke Schub verleihen könnten. Der jetzt präsentierte Smart forease, der sich viele Teile mit den bestehenden Modellen teilt, taugt höchstens für eine Kleinserie.

In China, wo der rein elektrische Smart vermutlich großes Potenzial hätte, fehlt es bisher an einer eigenen Produktion. Der Import aber macht das Auto zu teuer. Es braucht also einen Partner, mit dem sich eine Lokalisierung des Modells stemmen ließe. Für solche strategische Fragen hat Katrin Adt jedoch noch keinen Kopf. Es ist schließlich ihr erster Tag.

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