Skepsis bei Zellenfertigung

Überwiegend mit Skepsis reagieren führende Vertreter der deutschen Automobilindustrie auf die jüngsten Vorstellungen der Bundesregierung, eine Batteriezellen-Fertigung in Deutschland staatlich zu fördern.

"Wir wären mit Sicherheit ein sehr interessierter Kunde für Batteriezellen aus europäischer Fertigung," sagte Daimler-Vorstandschef Dieter Zetsche.

Er glaube aber nicht, dass ein neuer Anbieter auf dem weltweit längst etablierten Markt in puncto Preis eine Alternative sein könne. "Die alles entscheidende Frage ist die der Kosten. Wir haben das ja in der Vergangenheit selber gemacht gemeinsam mit Evonik. Also wir kennen uns damit aus. Und deshalb bin ich skeptisch auf der Kostenseite."

Zetsche äußerte sich neben mehreren anderen hochrangigen Industrievertretern am Mittwoch in Bochum beim CAR-Symposium der Uni Duisburg-Essen.

Der für Beschaffung und Komponenten im VW-Konzern zuständige Stefan Sommer sagte in Bochum, VW setze zwar voll auf die Elektrifizierung seiner gesamten Fahrzeugflotte, eine eigene Batteriezellenfertigung oder eine kooperative Fertigung in Europa komme aber zu spät. "Wir haben nicht die Zeit, uns auf der grünen Wiese in Ruhe zu überlegen, mit welchen Partnern wir so etwas machen wollen."

Volkswagen und viele anderen europäische Fahrzeugbauer bräuchten in relativ kurzer Zeit sehr viele Batteriezellen in hervorragender Qualität und zu akzeptablen Preisen. Ein neuer Anbieter in diesem Feld werde diese Nachfrage in so kurzer Zeit angesichts der massiven Investitionen kaum befriedigen können. "Wir konzentrieren uns deshalb im VW-Konzern zusammen mit Partnern auf die Fertigung von Modulen."

Eine andere Haltung zum Thema Zellenfertigung hat dagegen Martin Brudermüller, Vorstandsvorsitzender des Chemiegiganten BASF, der auch ein bedeutender Automobilzulieferer ist: "Wir sollten uns nicht von der Zellfertigung in Asien abhängig machen," sagte Brudermüller beim CAR-Kongress. "Wir sollten eine europäische Zellfertigung aufbauen, wobei der Inhaber dieser Fertigung nicht notwendigerweise einen europäischen Pass haben müsste."

BASF sei führend in der Herstellung des zentralen Bestandteils von Lithium-Ionen-Batterien, dem komplexen Kathoden-Material. Das Unternehmen investiere auch hohe Summen in die Forschung und Entwicklung immer effizienteren Kathoden-Materials, so Brudermüller. Diese starke Position sei entscheidend für die gesamte Lithium-Ionen-Batterietechnik. "Bis zu 70 Prozent des Materialwerts einer Batterie und bis zu 30 Prozent des Gesamtwertes einer solchen Batterie entfallen auf die Kathode." Er sei zuversichtlich, dass es mit den bestehenden Batterie-Materialien möglich sei, die Reichweite von Elektrofahrzeugen zu verdoppeln.

Europa spiele bei der Lithium-Ionen-Batterie keineswegs in der Kreisliga, sondern stehe in stetigem Wettstreit um die fortschrittlichste Technologie, machte der BASF-Chef deutlich. "Europa braucht eine starke Wertschöpfungskette in der Batteriezellen-Fertigung", betonte er.

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